Kroatiens Stunde der Schande

Der Internationale Holocaust-Gedenktag spült auch die kroatische Stunde der Schande wieder an die Oberfläche. Das Ustaša-Regime des „Unabhängigen Staates Kroatien“ war neben den Nazis das einzige Regime, das im Zweiten Weltkrieg einen eigenständigen Völkermord betrieb. Das Historische Archiv Sarajevo dokumentiert, wie es für die Vernichtung der Juden hetzte.

Die „Lösung der Judenfrage im NDH“ verkündet dieses Plakat der Ustaša.

NDH steht für Nezavisna Država Hrvatska. Unabhängiger Staat Kroatien.

So nannte die Marionettenregierung der Nazis unter „Führer“ Ante Pavelić ihren Herrschaftsbereich.

Unabhängig war dieser Staat weder politisch noch wirtschaftlich. Auch das Militär stand de facto unter deutschem Oberkommando.

Unabhängig war am Ustaša-Staat nur das Völkermordprogramm.

Die Ustaša ermordeten Juden, Roma und Serben in ihrem Herrschaftsbereich eigenständig und betrieben auch eigenständige Vernichtungslager.

Das berüchtigste ist das KZ Jasenovac.

Wie die Nazis hetzten die kroatischen Faschisten in Plakatwellen gegen Juden.

Welches Ausmaß das annahm, zeigt das Historische Archiv Sarajevo in einem Facebookeintrag.

Das Portal Index.hr bietet eine strukturierte Übersicht über diese Sammlung.

Es ist die Dokumentation von Kroatiens Stunde der Schande.

An diese Stunde der Schande kann nicht oft und nicht deutlich genug erinnert werden.

Nicht, um die österreichische und deutsche Schuld an der Shoa kleinzureden. Deutsche und Österreicher tragen die Hauptschuld am Völkermord an den europäischen Juden.

Am Ausmaß der penibel geplanten Verbrechen gibt es nichts zu deuten.

Spätestens ab der berüchtigten Wannseekonferenz war der Mord an den Juden Staatsziel des Deutschen Reiches, die gesamte deutsche Bürokratie arbeitete ihm zu.

Die kroatische Schande darf darüber nicht vergessen werden.

Von den 83.000 Juden, die 1941 in Jugoslawien lebten, wurden 66.000 ermordet.

Der Großteil auf dem Gebiet des „Unabhängigen Staates Kroatien“.

Dazu kommen zehntausende Roma und hunderttausende Serben.

Niemand kennt das Ausmaß des Völkermords der Ustaša. Seriöse historische Schätzungen bewegen sich 300.000 und 750.000 Opfern.

Yad Vashem schätzt die Gesamtzahl der Opfer auf etwa 500.000.

Daran zu erinnern, sind wir nicht nur den Opfern schuldig.

Wir sind es auch den Genossinnen und Genossen in Kroatien schuldig, die sich mit allen Kräften dagegen stemmen, dass die kroatische Stunde der Schande und des Mordens in einen Freiheitskampf des kroatischen Volkes umgedeutet wird.

Das ist die revisionistische Politik, die extreme kroatische Nationalisten betreiben.

Indem sie den Völkermord gänzlich leugnen, ihn kleinreden oder die Rache nach dem Krieg hochspielen.

Smrt fašizmu, sloboda narodu!

Titelfoto: Sammlung des Historischen Archivs Sarajevo

Dass kroatische Faschisten einen eigenen Völkermord an Serben, Juden und Roma betrieben, darf nicht vergessen lassen, dass das serbische Quisling-Regime unter Milan Nedić SS, Gestapo und Wehrmacht bereitwilligst ermöglichte, die Juden Serbiens in Vernichtungslager zu transportieren. Auch diese historische Mitschuld wird von serbischen Nationalisten gerne verschwiegen. Mehr über die Geschehnisse lest ihr HIER.

2 Gedanken zu “Kroatiens Stunde der Schande

  1. Danke. In der BRD-Bevölkerung weiss kaum jemand davon. Sitzen blieb bei Älteren vor allem der Partisanenkampf … Und viele Junge wissen nicht einmal mehr was mit „Jugoslawien“ anzufangen. Gut, dass es die Geschichtswissenschaften gibt.

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    1. Gerne. Zum Partisanenkampf und zum Umgang mit dem Zweiten Weltkrieg findest du hier übrigens mittlerweile einige Geschichten. Ich plane für die nächsten Tage oder im Lauf nächster Woche übrigens auch Video zu Jugoslawien im Zweiten Weltkrieg. Das ist eine Richtigstellung eines eher verunglückten Videos eines Youtubers, dessen historische Videos ich sonst sehr schätze. Da hat er halt danebengehaut.

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