The Road Before Me Weeps. Die Reportage des BBC-Journalisten Nick Thorpe gilt als Standardwerk über die Menschen auf und entlang der Balkanroute. Der deutsche Verlag danube books aus Ulm will es auch der deutschsprachigen Öffentlichkeit zugänglich machen. Und braucht dafür Unterstützung.
Es gibt wenige Journalisten, die sich 2015 und 2016 so sehr auf die Menschen an und entlang der Balkanroute eingelassen haben wie Nick Thorpe, der bekannte BBC-Korrespondent, der in Budapest lebt.
Empathisch hat er nicht nur in seinen Berichten geschildert, unter welchen Entbehrungen und Gefahren Flüchtlinge Sicherheit suchen.

Er hat es auch in einer Reportage in Buchform veröffentlich. The Road Before Me Weeps heißt das Werk. Die Straße vor mir weint.
In dem Buch schildert Nick nicht nur, warum sich 2015 hunderttausende Menschen auf die gefährliche Reise gemacht haben. Mit welchen Hoffnungen und Ängsten sie konfrontiert waren und sind.
Er gibt auch den Menschen eine Stimme, die entlang der Route leben oder Entscheidungen treffen.
Damit zeichnet er ein dichtes und erschreckendes Bild, wie der Sommer der Menschlichkeit 2015 sein Ende fand. Ein Bild der Radikalisierung.
In dem Stacheldraht die menschliche Würde und das Recht auf Unversehrtheit außer Kraft setzten.
Die Stimme der Betroffenen auch auf Deutsch hören
Thomas Zehender, Gründer des Ulmer Verlags danube books, will dieses Werk dem deutschsprachigen Publikum zugänglich machen.
Die Kosten für die Übersetzung übersteigen freilich die Kräfte des ambitionierten Verlags, der in der Vergangenheit immer wieder als Stimme der Menschlichkeit und der europäischen Verständigung aufgefallen ist.
7.000 Euro wären nötig, um die Menschen auf und entlang der Balkanroute auch auf Deutsch sprechen zu lassen.
Ein Crowdfunding-Projekt soll helfen, das Geld aufzustellen. (Siehe HIER.) Bisher sind etwa zehn Prozent des Gelds zusammengekommen.
„Für mich einzigartig“
Balkan Stories hat mit Thomas Zehender von danube books gesprochen, warum er dieses Risiko auf sich nimmt. Und was ihm an Nick Thorpes Reportage liegt.
Wie ist dir die Idee gekommen, diese Reportage ins Deutsche übersetzen zu lassen?
Thomas Zehender: Das Buch passt hervorragend in das Programm von danube books und zum Verlagsmotto „grenzenlos europäisch.“ Ich war von der ersten Seite an begeistert.
Glaubst du, fehlt es am deutschsprachigen Buchmarkt oder überhaupt in der deutschsprachigen Medienlandschaft an ernsthaften Auseinandersetzungen mit dem Thema?
TZ: Nein, das wäre überheblich. Es gibt sehr wohl Journalisten und Journalistinnen in Deutschland und Österreich, die sich ernsthaft und gewissenhaft – das scheint mir noch wichtiger zu sein – mit dem Thema auseinandersetzen. Das Buch von Nick Thorpe hebt sich dennoch ab durch seinen „point of view“: Er ist Brite, lebt als BBC-Korrespondent mit seiner Familie seit vielen Jahren in Ungarn, spricht fließend Ungarisch und hatte auch persönlichen Zugang zu Viktor Orbán (dem umstrittenen ungarischen Ministerpräsidenten, Anm.). Die Verbindung aus Reportage, detailreicher Recherche, Hintergrundwissen und persönlicher Anteilnahme macht das Buch von Nick Thorpe für mich einzigartig.
Wie hat denn Nick darauf reagiert, dass ihr sein Buch ins Deutsche übersetzen lassen wollt?
TZ: Ausgesprochen positiv! Er hat insgeheim darauf gewartet, dass es eine deutschsprachige Ausgabe geben wird. Zu meinem Erstaunen hatte sich noch kein deutschsprachiger Verlag dafür interessiert. Ein Glücksfall für danube books. Nick Thorpe stellte den Kontakt her zu seinem Verlag in London, die Lizenzverhandlungen waren sehr kollegial und unkompliziert.
Wie läuft Crowdfunding bisher?
TZ Die Resonanz ist zu Beginn ganz gut, aber wir müssen jeden Tag Überzeugungsarbeit leisten, damit wir mindestens das erste Fundingziel erreichen. Wir fahren als kleiner unabhängiger Verlag mit hohem Tempo auf eine dicke Wand zu. Entweder wir schaffen den Durchbruch oder es zerlegt uns. Die Uhr läuft ab.
Gibt’s schon einen geplanten Termin für die Veröffentlichung?
TZ Mitte des Jahres 2020. Je früher, desto lieber.
Wer dieses Projekt unterstützen möchte, kann das auf der Plattform Startnext HIER tun.
Alle Fotos außer Titelseite: (c) Nick Thorpe. Zur Verfügung gestellt.