Also sprach der Prophet

Fans des (ex-)jugoslawischen Rock haben Jahre auf diesen Augenblick gewartet: Die fünfte Ausgabe der Enciklopedija YU Rock ist erschienen. Es ist DAS Standardwerk zur Rockszene im ehemaligen Jugoslawien – verfasst vom wohl größten Experten.

Auf 448 Seiten hat Petar Janjatović zusammengetragen, was ein eingefleischter Fan über Rock in Jugoslawien und seinen Nachfolgestaaten wissen muss, und an wem ein Musikliebhaber keinesfalls vorbeikommt. Es sind mittlerweile 63 Jahre Musikgeschichte.

Das sind 56 Seiten mehr als bei der vorhergegangenen aktualisierten Ausgabe aus dem Jahr 2016. (Balkan Stories berichtete über die Präsentation.)

Das macht diese Ausgabe, die fünfte, zur umfangreichsten bisher. Und wie auch nicht. Es sind neue interessante Musiker dazugekommen, erklärt Petar gegenüber Balkan Stories.

Endlich auch ein Kapitel über Nenad Marić, aka Kralj Čačka

„Am meisten hat mich gefreut, dass ich Nenad Marić in die Enciklopedija aufnehmen konnte“, schreibt Petar. „Das hatte ich schon bei der letzten Ausgabe vor, ich kannte Nenad von Auftritten. Aber die Fertigstellung seines erstens Albums dauerte etwas länger, und ohne Album konnte ich ihn nicht in die Enciklopedija aufnehmen.“

Nenad Marić, aka Kralj Čačka, bei einem Konzert in Beograd

Acht Jahre später habe Nenad eine seriöse Biografie und den Respekt seiner Kollegen – und nicht zuletzt eine breite Fanbasis.

Das zeigt auch, dass Petars Kriterien für die Aufnahme in die Enciklopedija gleich streng sind, wie sie es vor acht Jahren waren.

„Ist die Band in mehr als einem Land bekannt? Ist die Musik gut? Oder ist sie in zumindest einem Land so groß, dass man nicht an ihr vorbeikann?“, beschrieb er das 2016 gegenüber Balkan Stories.

Nenad steht als Kralj Čačka auf derBühne. Vor kurzem ist eine erste Doku über ihn erschienen, „Zemlja nije moj dom“, benannt nach seinem erfolgreichsten Album. Die Doku hat seine Musik weit über die grenzen seines Heimatlandes Serbien bekanntgemacht.

Titelsong des Albums „Zemlja nije moj dom“

Nächste Woche etwa wird der Film im Kino Kinoteka in Zagreb vorgestellt – ein Konzert Nenads inklusive.

Insgesamt finden sich etwa 30 neue Musiker und Gruppen in der neuen Ausgabe der Enciklopedija.

Was Petar am meisten Zeit gekostet hat

Auch weniger Erbauliches als die Karriere eines jungen Musikers findet sich in der aktualisierten Ausgabe der Enciklopedijam sagt Petar: „Gerade in der Corona-Zeit sind viele bekannte Musiker verstorben“.

Der bekannteste ist wahrscheinlich Đorđe Balašević, der 2021 in Novi Sad an Corona starb.

Neben diesen traurigen Nachrichten gibt es auch einiges anderes, das zu aktualisieren war, beschreibt Petar, der jahrzehntelang als Musikjournalist die YU-Rockszene begleitet hat und alle wesentlichen Musiker persönlich kennt und selbst mit Recht als Legende bezeichnet werden kann, wenn nicht gar als Prophet des YU-Rock.

Petar Janjatović

„Ich bin da und dort auch auf eine biografische Details gestoßen, die ich nicht kannte. Die hab ich natürlich auch hinzugefügt, ebenso neue Fotos“.

Die meiste Arbeit floss zumindest relativ gesehen in die zwei ganz Großen der YU-Rockszene: „Ich denke, die meiste Zeit und Mühe habe ich in Laibach gesteckt. Ich habe versucht, ihre reiche internationale Tätigkeit so detailliert wie möglich zu untersuchen. Ähnlich war es mit Goran Bregović, der viel mit unterschiedlichsten Weltmusikern zusammenarbeitet.“

Diese Ausgabe wird auch nicht die letzte gewesen sein. Petar arbeitet ständig auch an der nächsten in ein paar Jahren weiter, sagt er. „Täglich mach ich mir meine Notizen über Neuerscheinungen, interessante Details und so weiter.“

Sofern ihm seine Arbeit an anderen Projekten Zeit lässt. So half er etwa mit, dem YU Rock mit einem eigenen Museum in Sarajevo ein Denkmal zu setzen – es ist das erste seiner Art im ehemaligen Jugoslawien.

(Mehr über das Ex YU Rock Centar in Sarajevo könnt ihr HIER erfahren.)

Und den Fotografen Blagoja Borislav Pešić unterstützte er bei seiner Arbeit für dessen Fotoband Long Play – der neben der jeweils aktuellen Ausgabe der Enciklopedija (Ex) YU Rock zur Pflichtlektüre aller Fans des jugoslawischen Rock zählt.

(Mehr Informationen über Long Play findet ihr HIER.)

Wo ihr die Enciklopedija kaufen könnt

Foto: (c) Petar Janjatović

Die neue Ausgabe der Enciklopedija (Ex) YU Rock ist in Serbien im gut sortierten Buchhandel erhältlich, einen Vertrieb in andere Nachfolgestaaten Jugoslawiens dürfte es bald geben.

Online ist das Buch um aktuell 4.499 Dinar (ca. 40 Euro) bei Markart erhältlich. Für Bestellungen aus der EU können Zollgebühren anfallen.

Titelfoto: (c) Petar Janjatović

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