Helfer aus Sarajevo retten erneut sechs Menschen

Die Katastrophenhelfer der Bergrettung von Sarajevo Novi Grad haben Freitagvormittag erneut Überlebende der Erdbebenkatastrophe in der Türkei und Syrien gerettet. In der Stadt Iskenderun gruben sie gemeinsam mit einem türkischen Rettungsteam ein Ehepaar und seine vier Kinder aus den Trümmern ihres Hauses.

„Wir haben wieder Überlebende unter den Trümmern gefunden. Verbreitet die gute Nachricht“.

Mit diesem SMS an einen Journalisten der Nachrichtenagentur des bosnischen Teilstaats Federacija macht Fahrudin Dobrača am Freitagvormittag Menschen weltweit Hoffnung, dass nach der Erdbebenkatastrophe in der Türkei und Syrien nicht alles verloren ist.

Kurz darauf kann der Leiter des Katastrophenhilfsteams der Bergrettung von Sarajevo Novi Grad melden, dass die bosnischen Helferinnen und Helfer und ein türkisches Rettungsteam eine Familie aus den Trümmern ihres Hauses in Iskenderun gegraben haben: Die Eltern und vier Kinder.

Erst am Donnerstag hatten die bosnischen Helfer einen 70-jährigen Überlebenden der Erdbebenkatastrophe vom Dienstag gerettet.

Es ist das, was die bosnischen Helfer und die tausenden Helfer aus der ganzen Welt antreibt: Auch jetzt, vier Tage nach dem verheerenden Erdbeben, noch Menschen zu finden, die leben.

Das wiegt schwerer als die Tausenden Toten, die die Helferinnen und Helfer jetzt in der Regel noch finden.

„Finden jede Minute Tote“

„Meine Leute finden jede Minute Tote“, beschreibt Einsatzleiter Fahrudin Dobrača in einem Interview mit der bosnischen Boulevardzeitung Dnevni Avaz. „Das Schlimmste ist, dass der Boden ständig bebt, wir müssen aus den Ruinen flüchten. Tausende sind hier tot.“

Dazu kommen die eisigen Temperaturen. Ungezählte, die das schwere Beben vom Montag unter den Trümmern überlebt hatten, sind mittlerweile erfroren.

Zudem stehen in der Türkei nicht ausreichend Bagger und andere schwere Geräte zur Verfügung, die für solche Rettungsaktionen benötigt werden.

Noch katastrophaler ist die Lage in den betroffenen Gebieten in Syrien.

Jede Stunde, die vergeht, kostet Menschenleben.

Unter diesem Druck arbeiten die Hilfsteams aus der Türkei und der ganzen Welt bis zur Erschöpfung, und oft darüber hinaus.

Wenn es in einer Katastrophe wie dieser einen Hoffnungsschimmer gibt, ist es die beeindruckende internationale Hilfsgemeinschaft.

Das Katastrophenhilfsteam der Bergrettung Sarajevo Novi Grad beim Abflug. Foto: Kanton Sarajevo

Rettungsteams aus 70 Staaten befinden sich allein in der Türkei im Katastrophengebiet, die größten aus Azerbeidschan und Israel, das ein mobiles Spital aufgestellt hat.

Und es ist keine Frage von Reichtum. Die Helfer kommen aus den reichsten Staaten der Welt und aus dem ärmsten Staaten Europas – etwa aus Bosnien, Serbien, Mazedonien, Montenegro, Moldau, Rumänien und dem Kosovo.

Nach dem Stand von heute morgen ist das bosnische Team fast gleich groß wie das österreichische. Und das arme Azerbeidschan stellt mit mehr als 700 Helferinnen und Helfern das weltweit größte Hilfsteam.

Zusätzlich sind in vielen Staaten Spendenaktionen für die Opfer der Erdbebenkatastrophe angelaufen.

Spendenaktionen für die Überlebenden der Katastrophe

In Österreich ruft der ORF mit seiner Aktion Nachbar in Not zu Spenden für die Betroffenen der Katastrophe auf.

(Weitere Spendenaktionen findet ihr im Artikel vom Donnerstag.)

Der Österreichische Gewerkschaftsbund sammelt Spenden für Wiederaufbauprojekte in Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften im Katastrophengebiet.

In Bosnien hat Pomozi mit seiner Spendenaktion schon mehr als 60.000 Euro gesammelt (Stand Freitagvormittag).

In Kroatien ruft das Rote Kreuz zu Spenden auf, ebenso das Rote Kreuz in Montenegro und das Rote Kreuz Slowenien.

In Serbien sind mehrere Spendenaktionen angelaufen, unter anderem vom Serbischen Philantropischen Forum und vom Roten Kreuz Serbien.

Zudem organisieren im serbischen und montenegrinischen Sandžak Moscheen Spendenaktionen.

In Skopje ist eine Sammelstelle für Spenden für die Erdbebenopfer eingerichtet worden, das mazedonische Rote Kreuz hat einen Spendenaufruf gestartet.

Im Kosovo hat die türkische Community eine Spendenaktion ins Leben gerufen.

Und das ist mit Sicherheit nur ein Teil der Hilfsaktionen, die alleine aus dem ehemaligen Jugoslawien für die Überlebenden der Katastrophe angelaufen sind.

Balkan Stories bittet um Verständnis, dass keine vollständigere Liste verfügbar ist.

Titelfoto: GSS Novi Grad Sarajevo

Update: Fünf Stunden nach dieser Rettungsaktion gelang es den Helfern aus Sarajevo, zwei weitere Überlebende aus den Trümmern des fünfstöckigen Wohnhauses zu befreien, aus dem sie in der Früh die Familie gerettet hatten. Details siehe HIER.

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