Der Duden hat seine umstrittene, revisionistische, Definition der kroatischen Ustaša in seinem Online-Wörterbuch nach einem Bericht auf Balkan Stories korrigiert. Das ist auch ein Verdienst vieler Menschen, die aufgrund des Berichts und einer Online-Petition den Verlag auf die falsche Definition aufmerksam gemacht haben. Einer, dessen Wort besonders viel Gewicht gehaben haben dürfte, ist der serbischstämmige deutsche Zeithistoriker Dario Vidojković.
Ustascha: kroatische faschistische Organisation, deren Hauptziele die [staatliche] Loslösung von Jugoslawien und die ethnische Homogenisierung Kroatiens waren und die während ihrer Herrschaft (im „Unabhängigen Staat Kroatien“ 1941–1945) Massenmorde an Serben, Juden und Roma verübte.
Das ist seit Donnerstagabend die, historisch korrekte, Definition des Duden zur deutschen Schreibweise der kroatischen Ustaša.
Das ist auch das Verdienst des Historikers Dario Vidojković, der gemeinsam mit Balkan Stories den Duden-Verlag darauf hingewiesen hatte, dass die ursprüngliche Definition als „kroatische nationalistische Strömung, die den serbischen Zentralismus in Jugoslawien bekämpfte“, schlicht und ergreifend falsch war.
Mit dem ausgewiesenen Experten für das Bild des Balkan und insbesondere Serbiens im deutschsprachigen Raum hat Balkan Stories ein Interview über die Hintergründe des Definitionen-Streits geführt und bekam Antworten auf die Fragen, in welchen Kontext die falsche Definition eingebettet war und warum es notwendig war, sie zu ändern.
Balkan Stories: Der Dudenverlag definiert Ustasa in seinen Online-Artikeln mittlerweile historisch einigermaßen korrekt. Das ist mit Sicherheit auch Ihrem Einsatz zu verdanken und dem vieler anderer, die nach Bekanntwerden der Geschichte Hinweise an den Verlag geschrieben haben. Wie geht es Ihnen nach diesem Erfolg?
Dario Vidojković: Natürlich freue ich mich sehr, dass sowohl meine als auch die Aktivitäten anderer offensichtlich gefruchtet haben. Die jetzt korrigierte Version der Definition entspricht im Vergleich zur vorherigen nun bei Weitem den historischen Tatsachen. Wichtig ist, dass nun deutlich gemacht wurde, dass es sich bei der Ustaša um eine faschistische Bewegung gehandelt hat. Da gibt es kein Herumdeuteln mehr, und gerade diese Geschichte sollte sich auch auf die Diskussion um die Rolle der Ustaša in Kroatien selbst auswirken und zu einer Versachlichung der Debatte dort führen. Die Kroaten müssen endlich einsehen, dass man eben eine faschistische Bewegung nicht mehr länger glorifizieren kann, wie das, leider, noch immer getan wird. Man denke nur an den kroatischen Kulturminister (Zlatko, Anm.) Hasanbegović, der offen genau dies tut. Auch die kroatische Präsidentin Kolinda Grabar Kitarović erklärte unlängst öffentlich, dass sie gerne die Lieder von Marko Perković Thompson hört, der in selbigen die Ustaša und deren Völkermord an den Serben bejubelt.
Hier muss ein Mentalitätenwandel eintreten, und nur so kann es auch zu einer wirklichen Versöhnung auf dem Balkan kommen. Wichtig ist ferner, dass klar wird, dass es sich um eine separatistische Bewegung gehandelt hat, und dass die Ustaša eine „ethnische Homogenisierung“ des von ihnen beherrschten Territoriums angestrebt hatte. Genauso, wie der Hinweis auf „Massenmorde an Serben, Juden und Roma“. Was jedoch noch immer fehlt, ist der dezidierte Hinweis, dass es sich dabei um einen Genozid gehandelt hat. Aber, wie schon gesagt, man hat jetzt sicherlich eine korrektere Definition vorliegen, als das vorher der Fall war. Dass die vorherige, historisch unhaltbare Definition des Duden abgeändert werden musste, ist man den Hunderttausenden von auf teilweise bestialischste Weise ermordeten Serben, Juden und Roma schuldig gewesen.
Wie war Ihre erste Reaktion, als Sie den ursprünglichen Duden-Eintrag gesehen haben?
Vidojković: Ich glaube, Ungläubigkeit und Verwunderung sind hier ganz treffende Ausdrücke für meine erste Reaktion, an die sich sogleich Empörung anschloss, wenn man mit den historischen Tatsachen, so wie ich als Historiker, vertraut ist. Man kann sich wirklich nur sehr wundern, wie eine so ehrwürdige deutsche Institution, wie sie der Duden ja ist, sich hier einen solch skandalösen Fehler hat leisten können. Es ist auf jeden Fall allerhöchste Zeit für die Duden-Reaktion, dies hier schnellstmöglich zu korrigieren. Denn es handelt sich hier um keine Kleinigkeit, sondern schlichtweg um eine Geschichtsklitterung. Und das ist noch gelinde ausgedrückt!
Die Definition des Duden stammte ja aus dem Jahr 1974 und wurde bis Donnerstagabend unkorrigiert verwendet. Interpretationen von außen sind zwar schwierig, aber haben Sie eine Erklärung, warum ein derart fehlerhafter Eintrag so lange unbemerkt und unkorrigiert verwendet werden konnte?
Vidojković: Das ist schon ein Skandal an sich, dass diese Definition überhaupt so lange im Gebrauch ist. Sie hat schon damals nicht gestimmt, und heute stimmt sie noch weniger. Da hätte man sich zeitig dazu informieren können und müssen. Das wäre geradewegs so, als sagte man über den Nationalsozialismus, der sei eine „extreme nationalistische deutsche Bewegung gewesen, die das System von Weimar bekämpfte“.
Tatsächlich findet sich im Duden auch zum Nationalsozialismus ein Eintrag:
„Bedeutungsübersicht
1. nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland aufgekommene, extrem nationalistische, imperialistische und rassistische politische Bewegung; Kurzwort: Nazismus.
2. auf der Ideologie des Nationalsozialismus (1) basierende faschistische Herrschaft von A. Hitler in Deutschland von 1933 bis 1945“,
wobei hier sofort auffällt, dass etwa der von den Nationalsozialisten verübte Völkermord, der Holocaust an den europäischen Juden, überhaupt nicht erwähnt wird. Von anderen Verbrechen, wie auch der Auslösung des Zweiten Weltkrieges, gar nicht zu reden. Also, auch hierzu tut eine Überarbeitung sehr wohl not!
Tatsächlich stellen Sie somit eine sehr gute, und auch eine wichtige Frage, weshalb dieser ungenügende und fehlerhafte Eintrag zu der Ustaša so lange verwendet wurde. Es ist auf der einen Seite gewiss nicht so, dass man in der BRD zum Thema Ustaša überhaupt nichts gewusst hat. Schon 1964 erschien das von Ladislaus Hory und dem Historiker Martin Broszat verfasste Werk „Der kroatische Ustascha-Staat. 1941-1945“, in dem auch über die Serbenverfolgung seitens der Ustaša geschrieben wird. Das Buch ist ganze zehn Jahre vor diesem ersten Eintrag in Deutschland erschienen! Interessanterweise heißt es aber im „Grossen Lexikon des Dritten Reiches“ aus dem Jahre 1985, dass die Ustaša sich „gegen […] den Belgrader Zentralismus“ gegründet habe, was so allein sehr diskutabel ist.
Es kann daher sein, dass sich der Duden nach diesem Eintrag dieses Lexikons gerichtet haben mag. Nur, in diesem Eintrag wird weiter auch klar gesagt, dass die Ustascha-Bewegung einen „faschistischen Charakter“ habe, auch ist weiter hierin die Rede der „blutige[n] Unterdrückungspolitik des faschist.[ischen] und antisemit.[ischen] U[stascha]-Regimes“ die Rede, welches mit Hilfe von KZs „Massenhinrichtungen gegen orthodoxe Serben, Juden, Moslems und jugosl.[awische] Partisanen“ ausübte. Warum hat man auf diese wichtigen Informationen beim Duden verzichtet und sie nicht in die Definition aufgenommen?
Ende der 1980er Jahre wurde das von Vladimir Dedijer verfasste Buch über Jasenovac, dem größten Vernichtungslager der Ustaša auf dem Balkan, auf Deutsch herausgegeben. Schließlich hat der Südosteuropa-Historiker Holm Sundhaussen diese „Massenhinrichtungen“ und die Serbenverfolgung durch die Ustaša in seinen Beiträgen und Büchern als Völkermord bezeichnet, wie er es zuletzt in seiner „Geschichte Serbiens“ aus dem Jahr 2007 tat.
Wie man hier sieht, die Duden-Redaktion konnte sich zu diesem Thema durchaus informieren. Bücher und auch historische Quellen und Zeugnisse über den Völkermord der Ustaša insbesondere an den Serben existieren zur Genüge und sind greifbar.
Auf der anderen Seite darf man wohl nicht vergessen, dass die Ustaša mit den Deutschen im Zweiten Weltkrieg verbündet waren, und dass es da vielleicht noch gewisse Rücksichten geben mochte, die sich in die Nachkriegszeit herübergerettet haben. Man denke auch an die Zeit des Kalten Krieges, als viele nationalsozialistische und andere faschistische Verbrecher dann für die CIA arbeiteten, wie etwa der „Schlächter von Lyon“, Klaus Barbie.
Der Führer der Ustaša, Ante Pavelić, ist ja auch nie für seine Kriegsverbrechen prozessuiert worden, er starb 1959 im deutschen Krankenhaus in Madrid! Zuvor gelang ihm bei Kriegsende über die sogenannten Rattenkanäle die Flucht nach Argentinien. Dabei spielten katholische kroatische Priester auch eine wichtige Rolle. Überhaupt mag auch die aktive Beteiligung des kroatischen katholischen Klerus, unter anderem von Franziskanermönchen an Zwangstaufen und dem Völkermord an den Serben eine Rolle spielen, weshalb das Thema nicht gerade sehr öffentlich diskutiert, sondern eher verschwiegen wird. So hatte der Zagreber Erzbischof Alojzije Stepinac die Ausrufung des Ustaša-Staates u. a. ausdrücklich begrüßt. Ausgerechnet er soll jetzt heiliggesprochen werden, wenn es nach dem Willen kroatischer klerikaler Kreise ginge.
Dieser falsche Eintrag war mit Sicherheit keine böse Absicht, er gibt aber ein bestimmtes Bild der Geschichte wieder. Ist dieses Bild – nämlich die Ustaša als eine Widerstandsbewegung gegen serbischen Nationalismus zu sehen – für die Zeit Mitte der 70-er Jahre typisch? Wusste man damals in Deutschland überhaupt genug über die Verbrechen der Ustaša?
Vidojković: Ob, nach dem oben gesagten, der Eintrag mit oder ohne böse Absicht so verfasst wurde, ist diskutabel. Wie gesagt, man hätte sich ja dazu durchaus entsprechend informieren können, wenn man gewollt hätte. Aber Sie haben da schon Recht, wenn Sie sagen, dass dieser Eintrag ein gewisses Bild der Geschichte wiedergibt. Es ist dies ein revisionistisches Bild, wonach der verbrecherische Charakter der kroatischen Ustaša-Bewegung verschwiegen oder schlicht nicht ausgesprochen wird, wobei ich ja mögliche Gründe dazu bereits skizziert habe.
Natürlich darf dabei der Einfluss der kroatischen Emigranten-Organisationen, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg nach Deutschland, Österreich, den USA, Kanada oder Australien hinüberretteten, auch nicht unterschätzen. Während des Kalten Krieges ließ man diese, aber nicht nur sie allein, meist im Westen unbehelligt, da sie ja gegen den „kommunistischen Feind“ gekämpft hätten. Und der war jetzt im Kalten Krieg der Gegner.
Doch auch alte deutsche Sympathien für die Kroaten und antiserbische Ressentiments spielen hier sicherlich eine gewichtige Rolle. Dabei kann man eine Kontinuitätslinie von Zeiten des Deutschen Kaiserreiches und der Habsburgermonarchie über die beiden Weltkriege bis heute ziehen, auch wenn es vor dem Ersten Weltkrieg positive Wahrnehmungen von den Serben gegeben hatte. Immerhin waren die Kroaten in zwei Weltkriegen die Verbündeten der Deutschen, und die Deutschen kämpften gegen die Serben in diesen Kriegen.
Diese Frontstellung wurde auch während der Zerfallskriege im ehemaligen Jugoslawien in den 1990er Jahren so auch beibehalten, ganz getreu dem Motto „Serbien muss sterbien“. Insoweit kann man sagen, dass diese eher relativierende und die Ustaša-Bewegung verharmlosende Sichtweise typisch nicht nur für die 1970er Jahre, sondern teilweise sogar bis heute so ist.
Dass man sich in der BRD über die Ustaša und ihre Verbrechen hätte informieren können, habe ich schon aufgezeigt. Daneben wurde schon 1962 von Edmond Paris in englischer Sprache ein Buch über das Ustaša-Regime vorgelegt, das aber nie ins Deutsche übersetzt wurde, und 1992 erschien unter anderem auch von Karl-Heinz Deschner ein Buch zum Balkankrieg, in dem er auf die Terrorherrschaft der Ustaša eingeht.
Nichtsdestotrotz muss ich aber leider konstatieren, dass man noch heute viel zu wenig über die Ustaša und ihren Terror sowie über den an den Serben verübten Genozid weiß. Das beweist schon ein Blick in die Literatur deutscher Historiker der letzten zehn Jahre, wo man insgesamt wenig dazu finden kann. Über Jasenovac, dieses berüchtigten Todeslager der Ustaša, findet man beispielsweise in einem Handbuch zur Geschichte Südosteuropas so nur einen einzigen Satz, mehr nicht. Und mein Geschichtslehrer am Gymnasium hatte zugeben müssen, nie vorher davon etwas gehört oder selber gelernt zu haben. Diese Erfahrung mache ich auch mit Studenten, die große Augen machen, wenn ich ihnen davon erzähle. Hinterher sind sie natürlich erschüttert, und fragen selbst, weshalb sie davon vorher nichts gehört haben. Also, hier ist noch sehr viel zu tun!
Wäre es übertrieben, diesen Duden-Eintrag als typisch zu sehen für das deutsche und österreichische Geschichtsbild zu Jugoslawien, das ja tendentiell eher pro-kroatisch und anti-serbisch ist und von einer Unkenntnis der Geschichte des Zweiten Weltkriegs am Balkan geprägt, auch was die deutschen Kriegsverbrechen dort betrifft?
Vidojković: Nein, übertrieben ist das auf keinen Fall. Wie schon gesagt, kann man an diesem Beispiel nur die langlebige Kontinuität dieser alten Feindbilder feststellen. Warum sich diese so lange halten konnten, wäre eine Frage an die Gesellschaften dieser beiden Länder. Es ist nicht nur Unwissenheit im Spiel, sondern auch eine beinahe schon rassistisch geprägte Wahrnehmung des „other“, hier der Serben, aber auch des Balkans insgesamt.
Lange Jahrhunderte hinweg war der Balkan Teil des Osmanischen Reiches (und damit auch die Serben und ihre Territorien), und das entfremdete diese Region vom übrigen Europa und führte dazu, diesen Teil Europas schlicht nicht als europäisch und damit als zugehörig zu betrachten. Der Balkan war der Nahe Orient des 19. und des frühen 20. Jahrhunderts, ein mindestens ebenso exotischer Platz wie es Palästina, oder der Kongo damals in (west-)europäischen Augen waren. Trotz etwa der EU-Mitgliedschaft Rumäniens und Bulgariens, zweier Balkanländer, um nicht auch Griechenland zu nennen, hat sich diese alte, pejorative Sicht auf den Balkan nicht wesentlich geändert.
Pro-kroatisch ist man zudem wegen des katholischen Glaubens, diese Verbundenheit und Gemeinsamkeit ist ja besonders in Österreich-Ungarn forciert wurden. Die Betonung des Katholischseins der Kroaten sollte sogar bewusst einen Keil zwischen katholische Kroaten und orthodoxe Serben treiben, um eine Vereinigung dieser beiden Brudervölker zu vereiteln. Damals blühte gerade die Idee des Jugoslawismus auf und fand zahlreiche Anhänger sowohl unter Kroaten als auch unter den Serben. Darin erkannte Wien eine Bedrohung für seinen eigenen Bestand.
Wien hat sich dann auch darum gekümmert, dass die Deutschen den Balkan und die Serben durch die österreichisch gefärbte Brille wahrnahmen, also eben verzerrt und feindselig. Aber schon damals haben Deutsche vereinzelt darauf hingewiesen und gegen eine antiserbische Sicht angekämpft sowie Sympathien für die Serben geäußert, wie etwa der Publizist Maximilian Harden, der Politiker Hermann Wendel oder der Slawist Gerhard Gesemann. An solche durchaus vorhandene positive Tendenzen sollte auch heute angeknüpft werden.
Der serbische Wissenschaftler Momčilo T. Selesković sagte einmal im Jahr 1919, „Le plus grand tort des Allemands, ce n’est pas leur injustice envers les Serbes, c’est plutôt leur ignorance: celle-ci est la cause de celle-là“, zu Deutsch, „die größte Schuld der Deutschen ist nicht ihre Ungerechtigkeit den Serben gegenüber, sondern vielmehr ihre Unwissenheit: doch diese ist die Ursache für erstere“. Diese Unwissenheit betrifft nicht nur die Verbrechen, die an den Serben im Zweiten Weltkrieg verübt wurden (auch von Seiten der Deutschen, nicht nur seitens der Ustaša), aber auch diejenige über das, was den Serben im Ersten Weltkrieg angetan wurde, sowie auch über die Verbrechen, die an den Serben während der jugoslawischen Zerfallskriege verübt wurden. Da gäbe es nämlich noch sehr viel nachzuholen!
Um nur ein Beispiel zu nennen, eines der ersten Konzentrationslager auf europäischem Boden wurde während des Ersten Weltkrieges in der bosnischen Stadt Doboj von Österreich-Ungarn 1915 und 1916 errichtet wurden. An die 45 000 Serben wurden dort verbracht, davon haben über 12 000 dieses Lager nicht überlebt. Vor kurzem wurde in Doboj, jetzt in der Republika Srpska in Bosnien, ein Mahnmal zum Gedenken an dieses Lager eingeweiht. Sie haben sicher davon nicht in der Presse etwas erfahren können.
Nun werden sich vermutlich in Reiseführern, Lexika usw. noch einige andere problematisch Definitionen finden. Auch solche, die nicht mit dem ehemaligen Jugoslawien zu tun haben. Jetzt zeigen die Erfahrungen beim Dudenverlag, dass koordinierte sachliche Kritik Erfolg haben und Bewusstsein schaffen kann. Hat es aus Ihrer Sicht Sinn, auf akademischer Ebene eine Stelle zu schaffen, die sich gezielt historisch nachweislich falschen Darstellungen widmet oder sollte man eher im Einzelfall reagieren?
Vidojković: Das ist gewiss der Fall. Besonders wichtig ist, dass gerade das Bewusstsein für solche problematischen Einträge geschaffen und darauf auch öffentlich aufmerksam gemacht wird. Gefragt sind dabei insbesondere Experten, wie Politologen oder Historiker, wie in meinem Fall. Es wäre dabei wohl sicherlich diskutabel, ob man darum auf akademischer Ebene eine solche Stelle schaffen will, die sich dezidiert mit solchen Problemfällen befasst. Das wird die Zeit zeigen. Unbedingt wichtig wäre aber die Einbindung verschiedener Stellen und Gruppen. Sicher können auch weiterhin Einzelne zu Änderungen beitragen. Je zahlreicher die Beschwerden in einem konkreten Einzelfall werden, desto leichter kann man sich Gehör verschaffen.
Ich danke für das Gespräch.
Dario Vidojković ist Zeithistoriker und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für neuere und neueste Geschichte des Instituts für Geschichtswissenschaften der Uni Regensburg. Er forscht und lehrt unter anderem zur deutschen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts und zur US-amerikanischen Geschichte nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg. Vidojković ist ausgewiesener Experte zum Balkan- und Serbienbild in deutschsprachigen Ländern.und hat unter dem Titel „Von Helden und Königsmördern“ seine Forschungen zum deutschen Serbienbild zwischen 1878 und 1914 veröffentlicht. Vidojković ist in Deutschland geborener Serbe. Er hat Geschichte, Rechts- und Politikwissenschaften in Deutschland studiert.
und wann kommt die geschichte in der taz? r.
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