Mit ihrem Projekt BookConnect hat die bosnische Künstlerin Majda Turkić in kurzer Zeit Menschen aus aller Welt zusammengebracht. In manchen Fällen wie auf der Motivsuche von Balkan Stories nur für einen kurzen Moment – aber für einen schönen. Die zweitschönste Sache der Welt verbindet eben.
„Verzeihung, darf ich dich beim Lesen fotografieren?“, frage ich die Frau am Sitz mir gegenüber in der U6 Richtung Floridsdorf.
„Wofür?“ fragt mich die Zeitungsleserin, die ich nie zuvor in meinem Leben getroffen habe.
„Eine Freundin von mir aus Bosnien hat ein Kunstprojekt, wo Menschen beim Lesen gezeigt werden.“
„Na klar, geht.“
Die Unbekannte lächelt.
Kurz und unkompliziert.
Das Foto zu machen, ist in der wackeligen U-Bahn etwas schwieriger. Irgendwann gelingt es.
Danach erkläre ich ihr, dass das Projekt zwei Ziele hat: Zu zeigen, wie schön die zweitschönste Sache der Welt ist und wie sehr sie verbindet.
Und dass sie Aufmerksamkeit für die NGO Sumero in Zenica schaffen soll, die sich um Menschen mit geistiger Behinderung kümmert.
Der Mann neben der Zeitungsleserin muss leider raus, sagt er. Sonst hätte er sich gerne mit einem Band Haikus ablichten lassen.
Leider muss auch die Leserin aussteigen, bevor wir uns einander vorstellen können. Sie wünscht BookConnect viel Glück.
Was hinter BookConnect steckt
Majda Turkić, gemeinsam mit ihrer Fotoklasse Creative Shooting Team Initiatorin, hatte die Idee, Bilder von lesenden Menschen auf Facebook zu posten, als sie mitbekam, wie ein Mädchen 40 Kilometer in die städtische Bibliothek Zenica reiste, um dort zu lesen.
Die Mutter des Mädchens arbeitet für Sumero.
Und bald kamen Menschen, die Sumero betreut, ebenfalls in die Bibliothek und begannen, mit dem Creative Shooting Team zu arbeiten.
This amazing group of people, not only motivated us to work with them, but also initiated the whole idea of a “reading the book photos” project.
Majda Turkić
Spontane Unterstützung
Auch Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen haben das Projekt mit viel Freude unterstützt und sich als Models zur Verfügung gestellt.
Gerhard, Gerd, Christina und Pablo sind am Freitag extra nach der Arbeit geblieben, um sich beim Lesen fotografieren zu lassen.
Sie hatten viel Spaß bei der Sache.
Sofort mitgemacht hat auch Journalistin und Autorin Adisa Begić.
Die Begeisterung ist nicht auf meinen persönlichen Bekanntenkreis beschränkt.
Auf der Facebook-Seite von BookConnect (HIER) sind mittlerweile auch Fotos aus Deutschland, den USA und anderen Ländern eingelangt.
Lesen verbindet Menschen.
Das schönste Foto
Am schönsten freilich ist dieses Foto, das Klienten von Sumero selbst organisiert haben.
Sie haben im Cafe Bonaparte in Zenica Menschen gefragt, ob sie beim Lesen fotografiert werden wollten.

Und damit einen Schritt Richtung Selbstständigkeit gemacht. Und augenscheinlich auch für mehr Akzeptanz für Menschen mit Behinderung gesorgt.
Wer dieses Projekt unterstützen will: Einfach Fotos an die Facebook-Seite von BookConnect schicken.
Majda, BookConnect und Balkan Stories bedanken sich im Voraus.
Mehr über BookConnect könnt ihr auch HIER lesen.
Titelbild: (c) Creative Shooting Team