Ein Wiener mit bosnischen Wurzeln hat einen der umfangreichsten Reiseführer über sein Heimatland geschrieben. Ohne großen Verlag hat es Amel Salihbašić zum Verkaufserfolg gemacht. Das sagt auch viel über die politische Situation in Bosnien aus.
Es ist eine Mischung aus seiner größten Leidenschaft, dem Reisen, der Liebe zur alten Heimat und Zufall, die Amel Salihbašić zum Buchautoren gemacht hat. Eigentlich hat er nie die Absicht gehabt, ein Buch zu schreiben.
„Ich bin viel herumgereist, hab jeden Urlaub in Bosnien benutzt, um eine neue Destination zu erkunden“, schildert Amel im Interview mit Balkan Stories Blog. „So ist ein schönes Album entstanden, wo ein Freund gesagt hat: Das ist wirklich schön, und es waren nicht viele Leute an so vielen Orten. Mach doch ein Buch daraus“.
Herausgekommen ist mit „Komm, entdecke, erzähle weiter“ einer der umfangreichsten Reiseführer über Bosnien und Herzegowina bisher. Es stellt 30 Haupt- und etliche Nebendestinationen vor, reichhaltigst illustriert mit Amels Fotoarchiv.
Erschienen ist das Werk, das es mittlerweile in fünf Sprachen gibt (Bosnisch/Kroatisch/Serbisch, Deutsch, Englisch, Türkisch und Italienisch) im Eigenverlag.
Ein Buch zwischen den Nischen
„Ich hab gar keinen Verlag gesucht“, schildert Amel. „Ich weiß auch nicht, ob ich einen gefunden hätte.“
Im deutschsprachigen Raum hält sich das Interesse am Balkan als touristischer Region ohnehin in Grenzen, von der kroatischen Küste einmal abgesehen.
In Bosnien existiert wegen der komplexen politischen Lage so etwas wie eine gemeinsame Touristenwerbung nicht.
Die Tourismusagenturen der Republika Srpska sind auf offizieller politischer Linie und machen nur Werbung für den eigenen Teilstaat. Im anderen Teilstaat, der Föderation Bosnien und Herzegowina, führt die Gemengelage dazu, dass meist nur die Einzelregionen um Touristen buhlen.
Mit Ausnahme von Sarajevo und Mostar sowie dem Sonderfall Medjugorje ist der internationale Fremdenverkehr im Land stark unterentwickelt.
Ein Werk wie das von Amel, das das Land als gemeinsame Urlaubsdestination anpreist, stößt in der Touristikbranche und bei Verlagen auf geringes Interesse. Es ist sozusagen ein Werk zwischen den Nischen.
Mehrere tausend Exemplare sind verkauft
Beim Publikum ist das anders. „Einige tausend Stück hab ich schon verkauft“, sagt Amel und lächelt stolz. In Deutsch ist es schon in zweiter Auflage erschienen.
Der Stolz erscheint nicht unberechtigt: Amel betreibt Werbung und Vertrieb in Eigenregie. Dazu gehört, sich selbst an Buchhandlungen zu wenden.
„Das Buch ist über alle größeren Buchhandlungen in Österreich, der Schweiz und Deutschland zu kaufen“, sagt Amel. „Ich habe einen Vertrag mit Libri geschlossen, einem der größten Buchlogistiker im deutschsprachigen Raum.“
Das alles passiert in der Freizeit. Hauptberuflich arbeitet Amel seit fast 20 Jahren als IT-Spezialist für eine international tätige österreichische Bank in Wien.
Reisen als große Leidenschaft
Auch im Job muss Amel viel reisen. Ihn stört das nicht, ganz im Gegenteil. 15-mal sei er schon in den USA gewesen, in Europa habe er fast alle Länder bereits, auch nach Südostasien hat es ihn verschlagen. Letzteres privat.
Es scheint, als sei ihm das Reisen in die Wiege gelegt. In Sarajevo geboren, ist er in Zenica aufgewachsen, hat einen Teil seiner Jugend in Mailand verbracht und ist nach der Uni nach Wien gekommen
Nur, als weitgereist würde er sich nicht bezeichnen. „Ich bin sicher mehr herumgekommen, als der Durschnitt“, sagt er und lacht. „Aber es gibt noch viel zu sehen und es gibt Menschen, die viel mehr reisen als ich.“
„Die harte Arbeit zahlt sich aus“
Amel hat, so erzählt er, etwas, worum ihn die meisten Autoren beneiden: Viele Rückmeldungen seiner Leserschaft: „Mich rufen oder schreiben Leute an, die mir sagen: Schau, mit deinem Buch hab ich jetzt Urlaub in Bosnien gemacht und mir das und das angeschaut“.
„Das zeigt mir: Die harte Arbeit, die im Buch steckt, zahlt sich aus.“
Ein nicht unwillkommener Nebeneffekt: „Viele Bosnier, die das Buch gelesen haben, sind dadurch ein bisschen stolzer auf ihr Land geworden.“
So hat Amel vielleicht ungeplant die Arbeit übernommen, die die öffentlichen Einrichtungen des tief gespaltenen Landes nicht leisten können oder wollen: Bei vielen Menschen das Bewusstsein hergestellt, dass Bosnien ein einiges Land ist. Mit einer reichhaltigen Kultur, die auf vielen Wurzeln basiert, atemberaubenden Landschaften, gastfreundlichen Menschen und einer an Spezialitäten reichen Küche.