Ein uneingelöstes Versprechen

Er gilt als die Sehenswürdigkeit der Stadt und ist seit Jahren geschlossen: Der Hamam von Novi Pazar. Mehrmalige Versprechen, ihn bald zu sanieren, wurden nicht eingelöst. Balkan Stories hat ihn besucht.

Auch als Ruine versprüht der Isabegov Hamam eine gewissen Charme. Morbid vielleicht, wie Ruinen das an sich haben.

Das Gebäude aus dem 15. Jahrhundert zieht auch in diesem Zustand Aufmerksamkeit auf sich.

Seitdem das Dach vor acht Jahren einstürzte, tut sich hier nichts.

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Typisches Hamamwerkzeug steht in Nähe des Eingangs Spalier und wartet gleichsam darauf, den Gästen zu zeigen, wie es hier einst zuging.

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Sollten hier je wieder Besucher kommen, werden sie ein Mindestmaß an Gelenkigkeit mitbringen müssen.

Behindertengerecht war das Badebecken nie zu erreichen. Das wird sich auch nach einer allfälligen Renovierung nicht ändern.

Betriebsam ist einzig der Schanigarten im Innenhof des Gebäudes. Und dort sitzt heute wetterbedingt niemand. Alles wartet auf einen Regenguss.

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Kahva na žaru

Den Innenhof benützt ein daneben gelegenes kleines Cafe. Seine Spezialität: Kahva na žaru. Türkischer Kaffee, zubereitet auf Holzkohle.

Streng genommen ist es „einheimischer Kaffee“. Den Begriff Türkischen Kaffee verwendet man im ganzen ehemaligen Jugoslawien nicht mehr.

Nicht einmal im Sandžak, wo die Angehörigen der muslimischen Bevölkerungsmehrheit die Zeit im Osmanischen Reich mit größerer Sympathie betrachten, als das sonst in der Region der Fall ist.

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Praktischerweise gehört es einem der Onkel meines Bekannten Amar, der mir heute seine Heimatstadt zeigt.

Wir werden herzlichst willkommen geheißen.

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Wie und von wem der Kaffeehausbesitzer den Innenhof des Hamam als Schanigarten gepachtet hat, bleibt unklar.

Der Hamam hat keinen Besitzer. Die Stiftung der örtlichen Islamischen Glaubensgemeinde und eine Firma streiten darum, wem das Heißwasserbad gehört.

Ob dem juristischen Streit verfällt das Gebäude.

Nur der Kaffeehausbesitzer hält das notwendigste in Schuss.

Hoffnung auf Touristen

Einst war das türkische Bad berühmt für seine schwefelhaltige Heißwasserquelle. In Serbien gilt es als Denkmal islamischer Architektur und steht unter Denkmalschutz.

Immer wieder haben die serbische oder die türkische Regierung versprochen, eine Renovierung finanziell zu unterstützen.

Was nicht viel nützt, wenn niemand zuständig ist, das Gebäude zu reparieren.

Amar und viele andere hoffen, dass die juristischen Probleme bald gelöst werden. Der berühmte Hamam könnte Touristen in die Hauptstadt des Sandžak bringen, hofft man.

Die hätte die Stadt auch nötig.

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