Durchbruch auf dem Weg zu Gerechtigkeit

Das Berufungsgericht von Bosnien hat am Freitag ein richtungsweisendes Urteil im Mordfall Dženan Memić gefällt: Seine Ex-Freundin und ein Polizist wurden wegen Vertuschung des Mordes vor sieben Jahren zu Haftstrafen verurteilt.

Es ist das wohl richtungsweisendste Strafrechtsurteil in Bosnien seit Jahren.

Das Berufungsgericht von Bosnien und Hercegovina hat den ehemaligen Polizisten Hasan Dupovac und Alisa Mutap, die Ex-Freundin des 2016 ermordeten Dženan Memić wegen Vertuschung des Mordes zu Haftstrafen verurteilt.

Dupovac muss wegen Amtmissbrauchs drei Jahre ins Gefängnis, Mutap wegen falscher Zeugenaussage zweieinhalb Jahre.

Beide sollen 2016 den Mord an dem jungen Dženan in Sarajevo als tödlichen Verkehrsunfall dargestellt haben – was zwei Roma aus Sarajevo Anklagen wegen fahrlässiger Tötung einbrachte.

Mutap war laut dem heutigen Urteil Augenzeuin des Mordes und machte bewusst falsche Aussagen.

Angeklagt waren auch mehrere Polizisten, unter ihnen Mutaps Vater, und ein Hotel-Portier.

Sie wurden vom Vorwurf freigesprochen, eine kriminelle Vereinigung zur Vertuschung des Mordes gebildet zu haben.

Das Urteil vom Freitag ist eine dramatische Kehrtwende in dem Fall, der seit sieben Jahren die bosnische Öffentlichkeit beschäftigt.

Erst im November hatte ein erstinstanzliches Gericht die gleichen Angeklagten in dem Verfahren freigesprochen (Balkan Stories berichtete).

Eine Berufungsinstanz hob die Urteile im März wieder auf.

Gemeinsam mit dem nach wie vor ungeklärten Mord an David Dragičević in Banja Luka ist der Mord an Dženan zum Symbol für Korruption und Behördenversagen in Bosnien geworden.

Dass überhaupt ermittelt wurde, ob ein Mord vertuscht wurde, ist Dženans Familie zu verdanken, und einer breiten Protestbewegung, die sich in Bosnien um diese beiden ungeklärten Mordfälle gebildet hat – und der Hartnäckigkeit von Ifet Feraget, dem Anwalt der Familie von Dženan.

Die Urteile vom Freitag sind jedenfalls ein Durchbruch auf dem Weg zu Gerechtigkeit für Dženan.

Sie erleichtern weitere Ermittlungen, wer den jungen Mann vor sieben Jahren ermordet hat.

Videos zeigen dutzende Anhänger der Protestbewegungen, die vor dem Gericht das Urteil bejubeln – viele mit emporgestreckter Faust, die zum Symbol der Protestbewegung geworden ist.

Prominentester Unterstützer der Familie Memić war heute zweifelsohne Davor Dragičević, der Vater des ermordeten David.

„Es gibt Gerechtigkeit in diesem Land“

Tief bewegt vom Urteil zeigte sich Muriz Memić, Dženans Vater.

Das Urteil zeige, „dass es in diesem Land Gerechtigkeit gibt“, sagte Muriz. Er bedankte sich bei Anwalt Ifet Feraget und Staatsanwältin Gordana Tadić, die die Ermittlungen wegen Vertuschung eingeleitet hatte.

„Ich weiß vor Freude nicht, was ich sagen soll“.

Erfreut zeigte sich auch Davids Vater Davor. Er gratulierte Muriz und Anwalt Feraget zum Erfolg vor Gericht. Es sei ein erster Schritt in Richtung Gerechtigkeit.

Zufrieden sei er allerdings nicht, sagte Davor. „Ich wünsche mir, dass im Fall von Dženan Memić Mordanklage erhoben wird“, forderte er.

Er hoffe, dass dieses Gerichtsurteil auch Rückenwind für die Ermittlungen zum Mord an seinem Sohn David bringe, sagte Davor.

Titelfoto: Dženan Memić, zVg Familie Memić

Mehr über die Hintergründe des Mords an Dženan Memić und die Bedeutung der Protestbewegung könnt ihr HIER erfahren.

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