Das international gefeierte Drama Tri Zime/Drei Winter von Tena Štivičić hat am Samstag im Burgtheater seine österreichische Uraufführung. Es leuchtet drei Winter in Zagreb aus, die das heutige Kroatien formten – mit all seinen Widersprüchen, Hoffnungen und Abgründen. Im Zentrum stehen vier Generationen der Familie Kos.
Drei Winter – 1945, 1990 und 2011 -, eine Villa in Zagreb, und vier Generationen Frauen der Familie Kos.
Titos Sieg über die Ustaša und die Nazis bringt die Familie rund um Mutter Ruža und Baby Maša in eine Aristokraten-Villa, deren Wohnraum die Partisanen nach dem Krieg aufgeteilt hatten.
Hier gedenken Maša und ihre Familie 1990 der verstorbenen Mutter Ruža. Im Fernsehen sehen sie, wie die slowenische Delegation den Kongress der Kommunistischen Parteien Jugoslawiens verlässt. Der Auftakt zu Jugoslawiens blutigem Ende.
Hier speist die Familie am Vorabend der Hochzeit von Mašas Tochter Lucija mit dem Unternehmer Damijan. Der will das Familienhaus kaufen. Kroatiens Beitrittsverhandlungen mit der EU beginnen.
Das ist der Rahmen, in dem Tena Štivičić die jüngere Geschichte dessen ausleuchtet, was heute Kroatien ist.
Ein Kroatien, dessen Konflikte und Widersprüche sich in dieser Villa verdichten. Inklusive der Rolle der Frauen in der modernen kroatischen Geschichte – sie sind es auch, aus deren Sicht die Handlung des Stücks Tri Zime/Drei Winter erzählt wird.
Internationaler Erfolg
Seit seiner Uraufführung in London 2014 kann man Tri Zime zu Recht als internationalen Erfolg bezeichnen.
Eine Ahnung über die vielen Ebenen des Stücks und seine Hintergründigkeit gibt diese Rezension der Premiere in Tirana auf SeeStage.org.
Nicht weniger enthusiastisch die Kritik der kroatischen Jutarnji List. Ihr gefiel vor allem, wie interessant und rund die weiblichen Charaktere geschrieben sind.
„Es gibt nur wenige Dramatiker wie Chekhov oder Tennessee Williams, die an einem Stück beteiligt waren und mehr als zwei abgerundete und aktive weibliche Hauptfiguren für die Bühne schufen.“
Und: „Die Geschichte der dramatischen Literatur ist eine Männergeschichte, und Frauen sind darin gewöhnlich nur Symbole (des Bösen oder Guten) oder Objekte (des Bösen oder Guten). In unserem Land beherrschte vor Tena Štivičić das hohe Niveau des dramatischen Schreibens, in dem weibliche Charaktere vorherrschen, nur Lada Kaštelan … Unsere Dramatiker, Männer, kamen dagegen nicht über zwei abgerundete und aktive Hauptdarstellerinnen hinaus Charaktere in einem Drama, darunter Krleža, Kosor, Begović…“
Das legt die Latte hoch für Burgtheaterdirektor Martin Kušej. Er führt Regie bei der Premiere von Tri Zime in seinem Haus.
Der Umstand, dass der Direktor selbst die Aufführung leitet, ist deutliches Zeichen, dass es dem Haus besonders ernst ist mit diesem Stück.
Die Aufführung von Tri Zime beginnt am Samstag um 19 Uhr. Details zum Ensemble und die Möglichkeit, Karten zu kaufen, gibt es HIER.
Titelbild: Probenbild von Drei Winter/Tri Zime, zVg, (c) Burgtheater/Matthias Horn
Hoffentlich gibt es eine Aufnahme für die Ausstrahlung im Fernseher. 🙂
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