Ein erster Schritt für Umweltschutz

In Sarajevo lädt die Initiative „I BiH green“ am Wochenende zu ersten größeren Vernetzungsveranstaltung für Umweltiniativen in Bosnien ein. Vorgestellt werden zahlreiche lokale Projekte, die sich um die stark bedrohte Umwelt im Land kümmern – und Initiativen, die besseren gesetzlichen Schutz für die Umwelt fordern.

Dieses Bild aus Mostar zeigt die Müllentsorgung in Bosnien an guten Tagen.

Von Mülltrennung kann keine Rede sein.

Recycling passiert, wenn überhaupt, nur als Ergebnis bitterster Armut: Menschen durchforsten Müll nach Brauchbarem, einige sammeln Altmetall, Kartons und Glas und verkaufen sie an lokale Recyclingunternehmen.

Die omnipräsenten Plastiksackerl und Plastikflaschen landen in den zahlreichen Flüssen und Bächen des Landes – und gefährden und verschandeln so Ökosysteme, die bei besserer Pflege wegen ihrer oft atemberaubenden Schönheit Naturschätze sein könnten.

Das gilt zumindest für die Gewässer, die nicht zu Tode reguliert sind. Dieses Bild aus Pale kann durchaus als Symbolbild taugen.

Vom Müll, der achtlos in der Landschaft landet, will man gar nicht reden.

Ebensowenig von den mangelnden Abgas- und Feinstaubfiltern in der Industrie und bei privaten Heizungen.

Dass Sarajevo jeden Winter monatelang im Smog versinkt, ist kein Naturereignis. Es ist menschengemacht.

Viele Projekte, wenig Koordination

Lokale Initiativen, die zumindest die ärgsten Probleme in ihrer Umgebung angehen, gibt es gar nicht so wenige.

Balkan Stories hat etwa wiederholt über Eko Akcija aus Sarajevo geschrieben.

Vernetzt sind sie bisher nur informell.

Das hofft die Initiative „I BiH Green“ zu ändern.

Mit ihrer Großveranstaltung am Samstag in der Ulica Hasana Brkića in der bosnischen Hauptstadt bringt sie etliche dieser Initiativen zusammen und hat vor, das Umweltbewusstsein in Bosnien zu stärken.

Eines der Projekte, die „I BiH green“ vorstellt, sind Freiwillige, die in Banja Luka den Park entlang des Vrbas-Ufers in Banja Luka säuberten und so das Projekt „Od izvora do mora“, „Von der Quelle bis zum Meer“ eröffnen, wo Freiwillige in mehreren Städten wie Mostar, Zenica und Sarajevo die Flussufer von Müll reinigen.

Foto: I BiH green

Auch ein weiteres Projekt widmet sich der Reinheit der Gewässer in Bosnien. Für “Zajedno za čiste vode BiH” holten Freiwillige 300 Kilogramm Müll aus dem Boračko See bei Konjic.

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Gleich hoch die „Ausbeute“ einer einzigen Aktion von Eko Akcija mit Unterstützung des Tauchclubs Bosna im Kleinen Plivsker See. Sie war Teil der Kampagne „Sei achtsam, pass auf, wirf’s nicht einfach weg“.

Foto: I BiH green

Wesentlicher Teil von „I BiH green“ ist auch, Bewusstsein für Mülltrennung und Recycling zu schaffen. Dass beides in Bosnien bestenfalls Nischenthema ist, ist ein wesentlicher Teil des Problems.

Wo bleibt die Öffentliche Hand?

Es ist die erste Großveranstaltung dieser Art in Bosnien und es ist bezeichnend für das Land, dass es eine Privatinitiative ist, die nur durch Sponsorengelder möglich ist.

Einziger nennenswerter öffentlicher Sponsor ist die Parkverwaltung in Sarajevo.

Auch die oben genannten Projekte waren nur durch das Sponsoring privater Unternehmen möglich.

„Od izvora do mora“ etwa wird von Coca Cola finanziert, “Zajedno za čiste vode BiH” von Henkel und die Reinigung des Kleinen Plivsker Sees durch Eko Akcija von Molson Coors, dem Eigentümer der kroatischen Biermarke Ožujsko.

Auch „I BiH green“ ist Privatinitiative engagierter Menschen. Getragen wird das Projekt vorerst von der Marketingfirma Altermedia, Hauptsponsor ist die Grazer Wechselseitige.

Tragende Säule der Initiative ist die Deutsch-Bosnierin Mirella Sidro, die sich in Sarajevo niedergelassen hat. Sie leitet das Projekt.

Als Autorin, Journalistin und Reisebegeisterte stellt sie hauptberuflich E-Autos vor, und das Engagement für umweltverträglichere Lösungen und den Schutz des ökologischen – und kulturellen – Erbes Bosniens manifestiert sich eben auch in umweltpolitischem Engagement.

Langfristig soll „I BiH green“ zu einer NGO werden und sich über Einzelinitiativen hinaus für eine saubere Umwelt in Bosnien einsetzen.

Bleibt zu hoffen, dass die Öffentliche Hand den Wert dieses Engagements erkennt und ihren Teil der Aufgaben übernimmt.

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