Mit Musik gegen Windmühlen

Balkan Stories ist Zeuge des Kampfes gegen Windmühlen geworden. Samstagabend war ich in der Sendung „Glazba protiv vetrenjača“ auf Radio Orange zu Gast und habe echte Narodni Heroji und Pioniere kennengelernt.

Bojadžija & Ložač kämpfen seit einem Jahr mit „Musik gegen Windmühlen“, so der Name ihrer Sendung. Als laut Eigenbeschreibung Narodni Heroji (Volkshelden) des Internetzeitalters bringen Vid Jeraj und Petar Sarac, wie die zwei eigentlich heißen, die interessanteste neue Ex-YU-Musik nach Wien.

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Interessant im Sinne von musikalisch interessant. Von Hip Hop über serbischen Krautrock und YU-Rock zu Free Jazz. Ein bewusst buntes Programm. Ohne Folk, versteht sich.

Fast nebenbei halten Bojadžija & Ložač die Dijaspora in der Bundeshauptstadt auch über kulturelle Events am Laufenden. Vom Konzert zur Theateraufführungen für die Ex-YU-Community.

Die Moderatoren ergänzen einander wunderbar. Beide sind Musikliebhaber mit unterschiedlichen Vorlieben und unterschiedlicher Herangehensweise.

Petar hat sich in kurzer Zeit vom Musikliebhaber zum Radiomacher gemausert und kann das weitaus besser, als ihm selbst bewusst ist. Vid als Musikjournalist liefert den redaktionellen Hintergrund.

In der Sendung vom Samstag haben die zwei Werbung für die Lesung von Balkan Stories kommenden Freitag gemacht und mich dankenswerterweise auch zu einem Interview ins Studio eingeladen.

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Foto: (c) Petar Sarac

Auf zu Pionieren

Nach dem Interview haben mich die Volkshelden zu einem Konzert mit echten Ex-YU-Pionieren gebracht: Zur Band Beograd, die bei einem Gig im AU ihr Album Pola Pola vorstellte.

Beograd hat elektronische Musik gemacht, da hieß das noch nicht mal so. Das war in den frühen 80’ern. Beograd war damals so relevant, dass es die Band auf einen Eintrag in der Enciklopedija YU-Rock gebracht hat.

Kurz darauf hat sich die Band getrennt, Frontmann Dejan Stanisavljević zog nach Vancouver und kehrte vor wenigen Jahren halb nach Beograd zurück.

„So I wanted to bring the band back together“, sagt er mir. „I’m living what I like to call my middle age crisis. I don’t chase young women, though, but my dream“.

Von der Original-Band hat sich Milan Bubalo Dejan angeschlossen, neu dazu gekommen ist Sana Garić.

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Die Band (Mitte) mit Fotografin Tamara und dem in Wien lebenden Künstler Novak

Das Konzert Samstagabend war der erste Auftritt der Band überhaupt in Wien, sagt mir Dejan.

Man könnte diese Premiere als ausverkauft bezeichnen, wären Eintrittskarten verkauft worden. Nur war der Gig gratis und zog – trotz zweistündiger Verspätung – nicht nur Musikliebhaber aus der Ex-YU-Community an.

Ganz angetan zeigt sich etwa Nicki, ein Wiener Bauarbeiter und Bekannter des Autors. „Das ist kein Scheiß-Kommerz. Das ist richtig gut, auch wenn ich den Text nicht verstehe.“

Scheint, als könnte man sich das Album guten Gewissens kaufen.

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