Lice Bosne. Gesichter Bosniens. Eine Annäherung.

In Sarajevo habe ich meine erste Fotoausstellung eröffnet. In 24 Bildern zeige ich die Gesichter Bosniens. Die Reaktionen auf die Ausstellungen sind sehr positiv.

24 Bilder. 24 Gesichter Bosniens. 24 Geschichten hinter jedem dieser Bilder. Zehn Jahre Reisen für Balkan Stories stecken in dieser Ausstellung, und sehr viel Herzblut. Von mir und meiner wunderbaren Kuratorin Nardina Zubanović. Ohne sie und die finanzielle Unterstützung durch das Österreichische Kulturforum Sarajewo wäre diese Ausstellung möglich gewesen.

Hier auf den Wänden der Galerija Boris Smoje in der Radićeva 11 kommen diese 24 Fotos zur vollen Wirkung – zu einer viel größeren Wirkung als ich mir das vorgestellt hatte. Sie ergeben ein Mosaik der bosnischen Gesellschaft mit ihren Hoffnungen, Problemen und Widersprüchen.

Diese Gesichter erzählen Geschichten von Großzügigkeit und Armut, von Ausbeutung und dem Kampf gegen Korruption und Nationalismus im Land, von Auswanderung und den kleinen Freuden des Alltags, und von den großen und kleinen Versuchen, etwas in der und etwas für die bosnische Gesellschaft zu ändern.

Das tut Journalist Dragan Bursać genauso, wie es Milka Grebenar mit ihren Mitteln tut. Und wenn wir von Baka Milka reden, dieser Frau mit dem großen bosnischen – oder eigentlich hercegovinischem Herz- , mit ihrer noch jugoslawischen Solidarität mit Hilfsbedürftigen, leider habe ich bei der Vorbereitung für die Ausstellung erfahren, dass Milka gestürzt ist und eine künstliche Hüfte bekommen hat. Sie lebt nicht mehr in der Wohnung, in der ich sie fotografiert habe, sondern in einem Altersheim.

Maja von Pomozi.ba wird ihr ihr Foto hoffentlich zukommen lassen, wenn die Ausstellung in etwa einem Monat beendet wird.

Viele dieser 24 Geschichten habt ihr auf Balkan Stories oder als Teil meiner Kooperation mit dem Wiener Dijaspora-Magazin KOSMO ebendort gelesen. Einige der Bilder sind auf der Ausstellung das erste Mal öffentlich zu sehen – wie das von Brko, einem langjährigem Kellner ebenjenes Lokals, in dem die Bilder zu sehen sind. Heute lebt er mit seiner Frau und seiner Tochter in Paris. Oder das Foto von Nardina, meiner Kuratorin, bei der Party zum Start ihres Magazins Punkura* – fotografiert ebenso in der Galerija Boris Smoje. Im Bild wie im Katalog nennen wir sie mit ihrem Kurznamen Nina.

Alle Fotos dieser Ausstellung und einen Link zum Ausstellungskatalog, den Punkura*-Layouterin Šejla Bratić gestaltet hat, findet ihr hier.

Die Reaktionen sind viel positiver als ich mir das jemals hätte vorstellen können. Siehe etwa auch das Statement von Nardina/Nina im Ausstellungskatalog. Nikola aus Beograd, der die Ausstellung leider nur in der Online-Version kennt, hat mich danach als „collector of hope“ bezeichnet, als einen Sammler von Hoffnung.

Auch meine liebe Freundin Majda Turkić war sehr angetan von der Ausstellung. Das ist mir besonders wichtig. Nicht nur wegen unserer persönlichen Beziehung – ein Freundschaftsbesuch bei Majda hat mich vor zehn Jahren das erste Mal nach Sarajevo gebracht -, sondern aus einem sehr professionellen Umstand heraus: Majda, eine erstklassige Fotografin, war meine Fotografielehrerin. Dass sie stolz auf diese Arbeit ist, bedeutet mir sehr viel.

Dank der Unterstützung durch die Redaktion von KOSMO war auch einiges an Medieninteresse vorhanden. So hat der öffentlich-rechtliche Sender der Federacija, BHT, über die Ausstellung berichtet, inklusive meines erstens Interviews in Landessprache. (ab 22:47)

Das bestärkt meine Hoffnung, dass ich eines der Ziele dieser Ausstellung erreiche: Einen neuen Blick auf die bosnische Gesellschaft zu eröffnen. Der Blick eines Außenseiters, allemal, und auch solche Außenperspektiven können aufschlussreich sein. Aber eben auch der Blick eines Journalisten, dem die Menschen im ehemaligen Jugoslawien am Herzen liegen, und vielleicht besonders in Bosnien, dem Land, das er am besten kennt.

Dieser Artikel ist zuerst auf KOSMO erschienen.

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