Ovo je pravo srce Beograda

Die Einwohner von Vračar im Stadtzentrum Beograds haben das Schandgemälde aus der Ulica Njegoševa übermalt. Seit eineinhalb Jahren zeigte es das Konterfei von Ratko Mladić, des Schlächters von Srebrenica.

Ein Herz statt eines Völkermörders.

Seit Dienstag schicken die Bewohner des Beograder Stadtviertels Vračar diese Botschaft in die Welt und auch ins eigene Land.

Bis dahin hatte ein Wandgemälde Ratko Mladić gezeigt – jenen General, der unter anderem als Verantwortlicher des Völkermords von Srebenica in Den Haag zu lebenslanger Haft verurteilt worden war.

Schon länger hatten die Vračarer ihren Unmut geäußert, dass der Schlächter von Srebenica mit einem Gemälde verherrlicht wurde, und vor allem, dass das ausgerechnet in ihrem Stadtviertel passierte.

Mehrfach hatte die Polizei das zu Recht umstrittene Wandgemälde gegen Versuche geschützt, es zu übermalen oder zu entfernen.

(Siehe etwa HIER)

Und gelang es doch, Teile zu übertünchen, stellten rechtsradikale Aktivisten es verlässlich wieder her.

Das könnte auch diesmal wieder passieren, befürchten Aktivisten gegen das Schandgemälde, wie etwa Đorđe Miketić vom linksliberalen Wahlbündnis MORAMO-ZAJEDNO.

Er hatte die Übermalung am Wochenende eingeleitet, als er das Wandgemälde mit einem eisernen Besen abzutragen begann.

Dem waren mehrere Beschlüsse der Bewohner der Umgebung vorangegangen, die die Entfernung des Wandgemäldes gefordert hatten.

Es bewegt sich etwas in Serbien

Freilich, diesmal ist die Situation etwas anders.

Die Schule, in der vergangene Woche ein 13-Jähriger acht Mitschüler und den Portier seiner Schule erschoss, liegt nur wenige hundert Meter von dem Wandgemälde entfernt.

Der Amoklauf hat in Serbien breite Diskussionen ausgelöst, was solche Bluttaten in Serbien ermöglichte.

Die öffentlich präsente Verherrlichung von Kriegsverbrechern wie Ratko Mladić wurde immer wieder als einer der möglichen Gründe genannt.

Außerdem ist Aleksandar Vulin von der „Sozialistischen“ Bewegung nicht mehr serbischer Innenminister.

Er war Ende 2021 dafür verantwortlich, dass die Polizei das Wandgemälde schützte und hart gegen alle vorging, die es übermalen wollten.

Und wahrscheinlich ermutigte auch die Tatsache, dass am Dienstag Hunderttausende in Beograd gegen die Gewalt in Serbien auf die Straße gingen, Aktivisten, das Schandgemälde von Vračar zu entfernen.

Bislang hatten die meisten Menschen in Beograd das Wandgemälde und zahlreiche Graffitis mit dem Portrait von Mladić im Stadtzentrum zwar abgelehnt, aber meist achselzuckend hingenommen.

(Siehe HIER)

Gut möglich, dass der Schock nach dem Amoklauf in Vračar und dem Amoklauf in Mladenovac am Tag darauf diese Passivität beendet hat.

Es scheint, als bewege sich etwas in Serbien. Und es scheint nicht zum Schlechteren zu sein.

Titelfoto: (c) Žarka Radoja, Kontrapress

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