Die serbische Menschenrechtsaktivistin Aida Ćorović ist heute in Beograd festgenommen worden, als sie das Wandgemälde des Völkermörders Ratko Mladić im Stadtzentrum mit Eiern beworfen hat. Der serbische Innenminister Aleksandar Vulin begründet die Festnahme mit Antifaschismus. Die Aktivistin ist mittlerweile auf freiem Fuß, muss aber mit einem Verfahren rechnen.
Der serbischen Polizei war offenbar kein Aufwand zu groß, um das Andenken an Ratko Mladić zu schützen, den Schlächter von Srebrenica.
Kaum hatte die Menschenrechtsaktivistin Aida Ćorović zwei Eier geworfen, war sie von Beamten in Zivil umringt. Das belegen Fotos und ein Video, die das kritische Portal Nova.rs veröffentlich hat.
Eine Video von Euronews Serbia dokumentiert die Festnahme.
Zu keinem Zeitpunkt scheinen sich die Beamten in Zivil als Polizisten zu erkennen gegeben haben.
Die Polizisten nahmen auch die Künstlerin Jelena Jaćimović fest, eine weitere Aktivistin gegen die Leugnung des Völkermords von Srebrenica.
Die beiden Aktivistinnen wurden am Abend freigelassen. Sie müssen mit einem Verfahren wegen Sachbeschädigung und eventuell wegen illegaler Versammlung rechnen.
Serbischer Innenminister mit bizarrer Stellungnahme
Der nationalistische serbische Innenminister Aleksandar Vulin kündigt in einer Stellungnahme ein äußerst hartes Vorgehen an.
Niemand, der das Wandgemälde für „den General Mladić“ übermalen wolle, werde eine Erlaubnis für eine Demonstration erhalten. Gerade am heutigen Tag des Internationalen Kampfs gegen den Faschismus „werden sich die Feinde Serbiens nicht an den Bildern blutiger Köpfe in Serbien erfreuen“, spielte er auf seine Unterstellung an, bei Protesten gegen das Denkmal würde es zu Gewaltakten kommen.
„Beograd ist eine Stadt der Antifaschisten und Sieger, und daran niemandes Bosheit etwas ändern. Versammlungen sind verboten“, beendete Vulin seine bizarre Stellungnahme.
Offenbar hatte er befürchtet, dass es am Dienstag zu Aktionen gegen das inoffizielle Denkmal für den verurteilten Kriegsverbrecher Mladić kommen würde.
Das erklärt, warum offenbar mehr als Dutzend Beamte rund um das Wandgemälde aufgestellt waren und innerhalb von Sekunden eingriffen.
Der Kampf gegen das Schandmal
Für den 9. November, dem Jahrestag der Reichspogromnacht und Internationalen Tag des Kampfs gegen Faschismus, hatte die Organisation Youth Initiative for Human Rights eine Demo geplant, bei der das inoffizielle und privat finanzierte Denkmal übermalen hätte werden sollen.
Unter fadenscheinigen Begründungen ließ Innenminister Vulin die Proteste verbieten. Balkan Stories berichtete.
Eine nicht näher genannte antifaschistische Gruppe hat in den Tagen darauf das Portrait Mladićs übersprayt.
Die Spuren der Aktion dürften seitdem großteils abgewaschen worden sein. Das Gesicht des Kriegsverbrechers war auf den Fotos von Dienstagmorgen jedenfalls wieder vollständig zu sehen.
Allerdings ist der Schriftzug, der die Mutter des Kriegsverbrechers ehrt, nach wie vor teilweise unleserlich.
Titelfoto: Nemanja Jovanović, Nova.rs
Update: Dienstagabend zogen etwa hundert Demonstranten durch die Beograder Innenstadt um gegen die Festnahme Aidas und Jelenas zu demonstrieren.
Knapp vor dem Wandgemälde wurden sie von Polizisten in Riot-Uniformen eingekesselt.
Ein knappes Dutzend Gegendemonstranten skandierte „Ratko, Ratko!“. Auch sie wurden von der Polizei eingekesselt.
Informationen über Festnahmen liegen Balkan Stories aktuell keine vor.
Hat dies auf akinblog rebloggt.
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