Bleiburg: Kroaten wollen Ustaša-Messe retten

Kroatische Nationalisten und Neo-Ustaša wollen die Gedenkmesse für 1945 an die Tito-Partisanen ausgelieferten Ustaša-Truppen in Bleiburg/Pliberk in Kärnten retten. Die Diözese Gurk hatte die Messe am Freitag untersagt. Sie hatte in den vergangenen Jahrzehnten wegen offener faschistischer Umtriebe für Kritik gesorgt. An die Spitze der Rettungsaktion hat sich die kroatische Spitzenpolitik gesetzt.

Es ist nicht weniger als der kroatische Parlamentspräsident von der klerikal-nationalistischen Regierungspartei HDZ, der sich für eine Neuauflage der Messe auf dem Loibacher Feld in Bleiburg/Pliberk ins Gefecht wirft.

Wie der kritische Sender N1 berichtet, wird sich Gordan Jandroković mit der kroatischen Bischofskonferenz und dem Gedenkverein beraten, der die Messe seit Jahrzehnten organisiert.

Man will überlegen, wie man die Gedenkmesse für die Ustaša-Truppen weiterführen kann, die britische Besatzungstruppen 1945 an die Tito-Partisanen ausgeliefert hatten.

Tausende der faschistischen Truppen wurden ohne Gerichtsprozess ermordet. Viele von ihnen waren am brutalen Ustaša-Regime beteiligt gewesen, das unter anderem 750.000 Serben, Roma und Juden ermordet hatte.

Die Diözese Gurk hatte am Freitag verkündet, die Messe am Loibacher Feld nicht mehr zuzulassen, wie auch Balkan Stories berichtete.

Jandroković war im Vorjahr einer der kroatischen Spitzenpolitiker gewesen, die an der Veranstaltung teilgenommen hatten.

Unterstützung signalisiert auch Marija Pejčinović Burić, kroatische Außenministerin.

Sie deutete an, wie man die umstrittene Messe retten könnte: Es ginge um ein Gedenken an alle Weltkriegsopfer oder zumindest an alle kroatischen Soldaten, die für den mit den Nazis verbündeten faschistischen „Unabhängigen Staat Kroatien“ (NDH) gefallen waren. „Für uns ist Bleiburg ein Ort der Erinnerung und Erinnerung an die Opfer dort. Der beste Weg zum Gedenken ist die heilige Messe“.

Die Entscheidung der katholischen Kirche in Österreich, die Messe zu verbieten, wollte sie ausdrücklich nicht kommentieren.

Bei der Messe war es im Vorjahr trotz diverser Auflagen erneut zu offenen faschistischen Umtrieben gekommen, wie unter anderem Balkan Stories in einer Reportage dokumentierte.

Die kroatische Bischofskonferenz und die katholische Bischofskonferenz in Bosnien sieht das anders.

„In all den vergangenen Jahren und insbesondere im Jahr 2018 war die Eucharistiefeier würdig und stand im Einklang mit dem höchst erhabenen Gebet der Kirche“, heißt es in einer Stellungnahme, die die Zeitung Jutarni List zitiert.

Das „Gebet für die Opfer dieser großen Tragödie des kroatischen Volkes“ zu verbieten, sei respektlos „gegenüber dem Opfer und dem Leiden der Unschuldigen.“

So sieht offenbar nach den Vorstellungen der HDZ und der katholischen Kirche in Kroatien und in Bosnien gelebter Antifaschismus im Jahr 2019 aus.

Ein Gedanke zu “Bleiburg: Kroaten wollen Ustaša-Messe retten

  1. „Man will überlegen, wie man die Gedenkmesse für die Ustaša-Truppen weiterführen kann, die britische Besatzungstruppen 1945 an die Tito-Partisanen ausgeliefert hatten.

    Tausende der faschistischen Truppen wurden ohne Gerichtsprozess ermordet. “

    Ehmm, ja die Ermordung von Menschen ohne Gerichtsprozess ist auch nicht in Ordnung, oder sehen Sie das anders?

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