In Novi Sad hat ein Unbekannter aus Ratko Mladić Sraćko Mladić gemacht, Scheiß-Mladić. Was die Anhänger des Völkermörders zu der Verbesserung sagen, war bislang nicht zu eruieren. Dokumentiert hat die Intervention das antifaschistische Vojdoviner Portal Autonomija.
Es wäre nicht Novi Sad, würden die Leute die Ratko Mladić-Verehrung unwidersprochen hinnehmen, wie sie etwa in Beograd praktisch ohne erkennbaren Widerstand seit einigen Monaten grassiert – Balkan Stories hat das HIER ausführlich dokumentiert, samt der Verflechtungen der serbischen Fußball-Hooligans als mutmaßliche Verantwortliche mit dem serbischen Regime.
In der Vojvodina tickt man anders. Da helfen auch die massiven Versuche nichts, nationalistische Bewegungen salonfähig zu machen.
Lang blieb Ratko Mladić nicht Held auf diesem Graffiti auf der Fassade einer der örtlichen Kliniken.
Mit zwei Handstrichen machte ein Unbekannter aus Ratko Mladić Sraćko Mladić gemacht, Scheiß-Mladić.
Das dokumentiert das antifaschistische Vojvodiner Portal Autonomija. Und merkt sinngemäß an, diese neue Beschreibung des verurteilten Völkermorders sei realistischer. Man darf ein wenig Häme in dieser Einordnung vermuten. Fehl am Platz ist sie nicht.
Dass das auf Kyrillisch wesentlich einfacher ist als es bei lateinischer Schreibweise wäre, gibt dem Ganzen etwas ironische Würze.
Im traditionell und auch offiziell mehrsprachigen Novi Sad zeigen sich Nationalisten bemüht, das Lateinische als vermeintlich unserbische Schrift aus dem Stadtbild zu verdrängen. Das geschieht teilweise mit Erfolg.
Das merkt auch die Facebook-Seite der widerständigen Vereinigung Kulturbunt mit etwas Spott an. „Učimo ćirilicu“ titelt sie das Foto des verbesserten Mladić-Graffito. „Lernen wir Kyrillisch“.
Sicher wird der Verantwortliche für den Völkermord von Srebrenica auch in Novi Sad Anhänger haben. Wenn auch nicht so stramm organisierte wie in Beograd oder Subotica.
Bei den Novi Sadern im Allgemeinen kommt er nicht so gut an. Hier gibt es deutlich weniger Graffiti als in den beiden anderen Städten.
Auch die Souvenirhändler hier haben anders als mittlerweile praktisch alle Souvenirstandler Beograds keine T-Shirts mit Mladić-Portraits oder sonstige Völkermörder-Devotionalien im Angebot. Konterfeis von Draža Mihailović, als Muslimschlächter im Zweiten Weltkrieg ein direkter Vorgänger Mladićs, wird man auf den Ständen in der Hauptstadt der Vojvodina ebenfalls nicht finden.
Was die Frage aufwirft, warum die Fans des verurteilten Kriegsverbrechers und Völkermörders es offenbar für eine gute Idee halten, ausgerechnet hier Werbung für ihr Idol zu machen. Sie können sich ausrechnen, dass das nicht lange unwidersprochen bleibt.
Andererseits: Ihr eigentliches Ziel ist es, den öffentlichen Raum für sich zu reklamieren. Selbst ein berichtigter Mladić-Schriftzug wie hier ist in ihren Augen besser als keiner.
So lange die Novi Sader den Widerstand nicht aufgeben wie es die Beograder offenbar großteils getan haben, werden sie freilich keinen Erfolg haben.
Die Vojvodina ticket anders.
Titelfoto: autonomija.info
😀
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