Schnelle Konsequenzen. Und laute Stille.

Die Hitlergrüße und Nazisymbolik bei der Faschistenmesse in Bleiburg hat für einige Betroffene schnelle Konsequenzen. Der erste Angeklagte steht am 19. Juni vor einem Geschworenengericht, wie heute bekannt wurde. Das öffentliche Interesse in Österreich bleibt aus.

Am 19. Juni soll der erste von sechs Kroaten vor einem Klagenfurt Geschworenengericht erscheinen, dem die Staatsanwaltschaft nationalsozialistische Wiederbetätigung bei der Ustaša-Gedenkmesse in Bleiburg vorwirft.

Das meldet die Austria Presse Agentur (APA) heute nachmittag.

Laut Anklage hat der Mann bei der Veranstaltung den rechten Arm zum Hitlergruß erhoben – oder zum identischen Ustaša-Gruß.

Dass der Prozess fünf Wochen nach dem – mutmaßlichen – Delikt stattfindet, ist für österreichische Verhältnisse eine erstaunlich schnelle Reaktion.

Auch mit den anderen Angeklagten lassen sich weder Staatsanwaltschaft noch Gericht viel Zeit.

Am 29. Juni sind zwei weitere Prozesse angesetzt. Vor dem Geschworenengericht stehen wird unter anderem Anđelko Bosančić.

Bosančić ist Mandatar der rechtsnationalistischen Regierungspartei HDZ, wie KOSMO unter Berufung auf kroatische Medien meldet.

Auch er soll einen Hitlergruß gezeigt haben, genauso wie drei weitere Kroaten.

Bosančić sagt, er habe lediglich gesungen.

Einem weiteren Angeklagten wird vorgeworfen, den SS-Totenkopf getragen zu haben.

Alle Angeklagten bleiben bis auf weiteres in Untersuchungshaft.

Ihnen drohen ein bis zehn Jahre Haft. Über Schuld oder Unschuld wird in jedem Fall ein Geschworenengericht befinden.

Österreichischen Medien haben die Entwicklung bislang weitgehend ignoriert.

Lediglich der Kurier übernahm die Meldung der APA. Die Kleine Zeitung reagierte erst am Montagabend.

Davor hatte der jüngste Bericht der vor allem in Südösterreich starken Zeitung über Bleiburg den Titel: Ein Reggae-Festival für die ganze Familie.

Nach den breiten Medienberichten über faschistische Symbole auf der Ustaša-Gedenkmesse in Bleiburg und über Festnahmen ist das ein Anzeichen, dass sich die öffentliche Empörung gelegt hat.

Das verbessert die Chancen der Veranstalter, die – mutmaßlichen – Delikte der Angeklagten als bedauerliche Einzelfälle darzustellen.

Und die offene faschistische Symbolik bei der Veranstaltung unter den Teppich zu kehren, wie sie auch Balkan Stories dokumentiert hat.

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