Ein Ottakringer Geheimtipp

Meine Nachbarn haben mit „Kod Kuma“ ihr erstes Restaurant eröffnet – von Liebhabern traditioneller serbischer Küche für Liebhaber traditioneller serbischer Küche. Man findet hier so einiges, was man in Wiener Balkanrestaurants vergeblich sucht.

Das Ferkel dreht sich über Holzkohle langsam am Spieß. Eineinhalb Stunden wird es noch dauern, bis die Prasetina fertig ist. Man kann’s kaum erwarten.

Am Grill daneben legt der Koch Lepinja auf.

Ein paar Teller mit fertigen Grillspezialitäten warten auf Feđa und Milija, die das Kod Kuma gerade eröffnen.

So weit augenscheinlich gute Qualität, sehr gute dem Geruch nach zu schließen, aber nicht an sich ungewöhnlich für ein serbisches Restaurant in Wien.

Prasetina kriegt man in den wenigsten, aber man kriegt sie.

Was das Kod Kuma wirklich auszeichnet, findet man bei einem Blick auf die Speisekarte.

Teleći repovi etwa, also Kalbsschwanz. Tiganj. Oder, sowohl Spezialität wie günstige Alternative: Komplet lepinja. Die Speise, die Užice auf die kulinarische Landkarte des Balkan gesetzt hat.

Komplet lepinja gab’s mal beim Smiley in der Ottakringer Straße. Das Smiley gibt es allem Anschein nach nicht mehr.

Nicht zu vergessen: Projica. Auch diese kulinarische Herrlichkeit ist leider nicht selbstverständlich bei serbischen Lokalen in Wien.

Wem das nicht deftig genug ist, findet hier auch Škembići.

Wer’s vegetarisch mag, kann hier zu Prebranac greifen – auch das eine Ausnahme bei serbischen Lokalen in Wien.

Nicht, das jemandem das herrlich aussehende Roštilj madig gemacht werden soll, oder das Karađorđeva šnicla ausgeredet – aber das Kod Kuma führt vor, dass serbische Küche wesentlich reichhaltiger ist als Grillspezialitäten.

Auch die Preise sind ganz vernünftig. Viele Speisen findet man in guten, aber immer noch normalpreisigen, Restaurants in Beograd zu vergleichbaren Preisen, jedenfalls bei den meisten Gerichten günstiger als in Skadarlija.

Die Prasetina kostet etwa ziemlich genau das, was sie bei Mala Slavija kostet – eines der besten Restaurants in der serbischen Hauptstadt, und eines der wenigen guten Lokale dort mit noch halbwegs normalen Preisen.

Der Standort in der Herbststraße 34 hat seine eigene Lokalgeschichte. Hier gab es auch das legendäre Pub Maršal, das seinerzeit die beste Pizza Wiens hatte. Der Nachfolger, das Etno Restaurant Konak war mehr von der traditionellen wienerisch-serbischen Sorte. Roštilj, noch ein bisschen Pasulj, und Sarma als Gipfel der Gefühle.

Das Kod Kuma wäschst schon jetzt über den Vorgänger hinaus und schließt mit seiner Speisekarte eine sehr schmerzhafte kulinarische Lücke in der österreichischen Hauptstadt.

Auch der Service ist hervorragend – auch wenn ich am Eröffnungstag gemerkt habe, dass sich das Team noch ein bisschen einspielen muss. Man muss eben ein paar Tage oder Wochen im Echtbetrieb arbeiten, um quasi intuitiv in Stresssituationen miteinander kommunizieren zu können.

Das wird sich mittlerweile von selbst ergeben haben, und war auch nur bemerkbar, wenn man das sehr genau beobachtet hat. Als normaler Gast hat man das nicht bemerkt.

Bleibt zu hoffen, dass die Wiener Dijaspora den kulinarischen Lückenschluss annimmt.

Mehr über das Kod Kuma erfahrt ihr auf seiner Homepage oder bei Instagram.

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