Wie man überlebt

Das renommierte Filmfestival DokuFest in Prizren im Kosovo hat sein heuriges Programm vorgestellt. Unter dem Titel „How To Survive“ werden 109 Dokus und Kurzfilme mit dem Schwerpunkt Ökologie und Menschenrechte gezeigt. Breiten Raum bekommen traditionell Einreichungen aus der Region. DokuFest beginnt am 5. August in Prizren.

Es ist kein Festival des Dokumentarfilms, das ungeprägt von aktuellen Krisen abgespult wird.

Anders als bei herkömmlichen Filmfestivals muss nichts hineingepresst werden in die weltpolitische Fragestellung oder Modeerscheinung, muss nicht eine großartig für sich funktionierende Geschichte zur Metapher interpretiert werden, dass Regisseur und Darsteller das eigene Werk nicht mehr wiedererkennen, müssen nicht kritische Hinterfragungen sich der Gesinnungsschnüffelei stellen, muss nicht der Präsident einer kriegsführenden Partei „Recht ist, was dem Volke nützt…“ erklären, pardon, Kunst in jeglicher Ausführung durch jegliche Akteure unter den Vorbehalt der geistigen Kriegsführung stellen.

Das Genre des Dokumentarfilms bringt es mit sich, dass die Filmerinnen und Filmer ihre Fragen und Methoden direkt offenlegen und sich immer innerhalb aktueller politischer Fragestellungen bewegen müssen.

Das ist der Vor- und Nachteil einer journalistischen Herangehensweise, mag sie am künstlerischen Ende des Journalismus angesiedelt sein oder nicht.

„How To Survive“ lautet der passende Titel der heurigen Ausgabe von DokuFest. Lange hat sich die Frage nicht mehr so akut gestellt wie spätestens seit Ende Februar.

Bei DokuFest spielen heuer der Kampf gegen den Klimawandel und der Kampf dagegen eine tragende Rolle.

Diesem Kapitel hat das Prizrener Filmfestival mit Green Dox eine eigene Wettbewerbskategorie gewidmet. Einreichungen kommen etwa aus den USA (Delikado), Großbritannien (Finite: The Climate of Change), Argentinien (Herbaria) oder Hong Kong (I’m So Sorry).

Der Versuchung widerstanden

Mit dem dänischen Beitrag „A House Made Of Splinters“ spielt auch der Krieg in der Ukraine eine Rolle in der Kategorie Human Rights Dox – der DokuFest seit jeher breiten Raum einräumt.

Simon Lereng Wilmont zeichnet hier den Kampf von Sozialarbeitern aus einem Waisenhaus in der Ostukraine auf, den Kindern dort ein möglichst normales Leben zu ermöglichen.

Es spricht sehr für den Qualitätsanspruch der Festivalleitung, nicht dem Druck nachgekommen zu sein, das Festival mit Ukraine-Dokus zu überfluten.

Dokumentationen, die den Kriterien dieses Festivals genügen, haben oft Jahre Vorlaufzeit – zumal unter Arbeitsbedingungen wie unter der russischen Zensur, wo das Wort Krieg schon zu Haftstrafen führen kann, vom Krieg selbst ganz zu schweigen.

Es fehlt an Zugang zu Archiven, Interviewpartnern, überprüfbaren Informationen und emotionaler Distanz.

Nahezu alles, was in den vergangenen fünf Monaten an Dokumentationen aus der und über die Ukraine produziert wurde, verdient diesen Namen nicht. Es ist Propaganda.

Seriöse und anspruchsvolle Dokumentationen über diesen Krieg wird man frühestens in ein paar Monaten zu sehen bekommen.

Ausnahmen, wie sie offenbar „A House Made Of Splinters“ ist, bestätigen hier die Regel.

109 Filme in acht Wettbewerbskategorien

Insgesamt 109 Filme wird DokuFest in Prizren in seiner mittlerweile 21. Ausgabe zeigen.

Sie treten in acht Kategorien an, in denen je ein Sieger gekürt wird.

Für Cineasten ist das eine ziemliche Herausforderung: Das Festival findet heuer von 5. bis 13. August statt.

Um alle Filme zu sehen, müsste man zwölf pro Tag schaffen – vorausgesetzt, nichts wird gleichzeitig aufgeführt.

Und eigentlich möchte man idealerweise auch noch etwas von der historischen Stadt Prizren sehen.

Sie gilt vielen vor allem wegen der Altstadt als die schönste Stadt des Kosovo – nicht zuletzt auch wegen der Festung, die auch der Veranstaltungsort für DokuFest ist.

Gut auswählen heißt es hier.

Einen Überblick über die Filme gibt es HIER.

Die genauen Aufführungszeiten der einzelnen Filme wurden leider nicht nicht bekanntgegeben.

Titelbild: Still aus Rojek, zVg.

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