Serbien: Einreiseverbot für Feđa Štukan

Der bekannte bosnische Schauspieler Feđa Štukan ist am Sonntag überraschend am Flughafen in Beograd festgenommen werden. Er hat Einreiseverbot nach Serbien bekommen und soll nach Bosnien abgeschoben werden. Die Hintergründe sind unklar.

„Ich sitze auf der Polizeistation am Flughafen Nikola Tesla fest“, bestätigt Feđa Štukan gegenüber Balkan Stories Berichte auf dem kritischen bosnischen Portal Buka und auf der Homepage der serbischen Boulevardzeitung Blic sowie der kritischen serbischen Zeitung Nova.

Der international bekannte Schauspieler, Produzent und Autor war am Sonntag überraschend festgenommen worden, als er am Flughafen nach Serbien einreisen wollte. Er sei ein „Sicherheitsrisiko“ für Serbien, teilten ihm die Behörden mit und händigten einen Bescheid aus, der ihm die Einreise nach Serbien verbietet.

Wie Feđa gegenüber Buka sagt, weiß er nicht, wie lange das Einreiseverbot gelten soll, und warum es verhängt wurde. Er vermutet, dass es mit seinem autobiografischen Roman „Blank“ zu tun hat, In dem Buch schildert er die Schrecken des Krieges, den Kampf gegen seine jahrelange Heroinsucht, und, wie er als Jugendlicher kriminell war.

Möglich ist auch, dass das Einreiseverbot wegen seiner Teilnahme an den Protesten „Srbija protiv nasilja“ („Serbien gegen Gewalt“) im Vorjahr verhängt wurde. Damals hatten nach einem Amoklauf an einer Beograder Schule und einem weiteren in den Vororten von Mladenovac mit insgesamt beinahe zwei Dutzend Toten hunderttausende gegen die serbische Regierung protestiert.

Serbiens Präsident Aleksandar Vučić bezeichnete den Schauspieler im Vorjahr öffentlich als „Kriminellen“, die staatseigene Zeitung Politika nannte ihn einen „muslimischen Extremisten“.

Schon im Vorjahr hatte er Probleme bei der Einreise nach Serbien. Als er mit dem Auto einreisen wollte, hielt ihn die Grenzpolizei stundenlang fest.

In Beograd wollte er am Sonntag an einem Abend des Literaturfestivals des kritischen Vereins „Krokodil“ teilnehmen. Im Gespräch mit Buka am frühen Sonntagabend zeigte er sich optimistisch, dass das wenigstens via Videokonferenz möglich sein werde.

In der Polizeistation dürfte er bislang kein Essen bekommen haben. Gegenüber Balkan Stories sagt der Schauspieler, er hoffe, dass man ihn in die Transitzone des Flughafens entlassen werde. Dort gibt es Restaurants.

Auf der Polizeistation werde er freundlich behandelt, sagt er: „Die Leute sind super, freundlich, herzlich und nett, nur leider darf ich nicht einreisen“.

Am Montag soll Feđa per Flugzeug nach Sarajevo deportiert werden.

Feđa Štukan ist einer der international bekanntesten Schauspieler aus dem ehemaligen Jugoslawien. 1974 in Sarajevo geboren, gestaltete er größere internationale Produktionen vor der Kamera und als Produzent mit, etwa A Perfect Day (2015), Jack Ryan (2018) und Kursk (2018).

Im Vorjahr hatten serbische Behörden mit Einreiseverboten für die russisch-ukrainischen bzw. russischen Friedensaktivisten Ilija Zernov und Piotr Nikitin für internationales Aufsehen gesorgt.

Titelfoto: (c) Feđa Štukan

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